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2025: GOSSIP GIRL

Seit dem 1. Januar 2016 führe ich ein öffentliches Tagebuch, das in jedem Jahr unter einem neuen Titel erscheint. In diesem Jahr lautet das Motto «Gossip Girl». Tagebucheinträge aus den vorangegangenen Jahren 2021 bis 2024 einschließlich sind hier auf der Seite archiviert; die aus den früheren finden sich bei waahr.de

12.06.

Vor knapp einer Woche bin ich hier eingetroffen und noch immer kann ich mein Glück nicht fassen. Wie es ausschaut, habe ich den idealen Ort gefunden. Für meine Zwecke. Und als ob es nicht noch besser ginge, ist heute früh noch eine Katze bei mir eingezogen. Das war kurz nach dem Frühstück, ich hatte soeben die Vorhänge abgenommen, da spazierte sie zur geöffneten Terrassentüre herein. Derzeit gehe ich mit den Worten noch weniger sorglos um, als sonst. Sie spazierte tatsächlich. Anders kann ich es nicht beschreiben. Legte sich auf mein frisch gemachtes Bett. Mitten hinein. Als eine Insel. Und schlief im Folgenden vier Stunden lang. Später, ich kam gerade vom Kaufmann zurück — ein Spar-Supermarkt, der hier aber laut Beschilderung Kaufmann heißt — erwartete sie mich schon vor der Tür. Nahm eine knusprige Kleinigkeit zu sich, sprang danach aufs Bett, suchte und fand ihre angestammte Stelle und schläft seitdem. Eigentlich lebt sie im Freien. Morgens kommt sie durchnässt aus dem hohen Gras der Wiesen, wo sie bei den Pferden ihre Schlafstelle findet. In den kommenden Tagen aber werden wir uns gegenseitig Ferien bereiten. Jedem auf seine Weise. Miteinander. Ein jeder für sich.

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04.06.

Nach dem Zahlen am Terminal der SB-Kasse im Kaufland fordern mich zwei Mädchen (ca 11/12 jährig) dazu auf, mit ihnen durch die Kundensperre zu crashen «Komm, wir haben» rufen sie und illustrieren die Nachricht mit dem Wedeln ihres gemeinschaftlich erworbenen Kassenbons. Kurzentschlossen mache ich mit. Wir lachen. Fühlte mich spontan verjüngt. War zudem noch «Tag des Laufes».

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02.06.

Im Park üben die Mädchen Radschlagen und Handstand, wie sie es vielleicht auch schon vor drei- oder zweitausend Jahren getan. Danach im Netto zum Pistazienkauf. Masterclass Schlangestehen. Ich frage die Kassiererin, warum hier so viel los ist. «Gestern war der Erste. Da kriegen die ihr Geld.» Danach zu Pablo. Voraussichtlich das letzte Treffen für längere Zeit. Die kommenden Abende sind verplant. Am Samstag geht’s ins Kloster.

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31.05.

Verrückt, wie glücklich man sich fühlen kann, bloß weil man in der Nachbarschaft ein kleines Tier kennengelernt hat, das man allabendlich aufsuchen kann, um ihm einen Besuch abzustatten, so wie wir mit unserem lieben Pablo. Und wie unglücklich man sich fühlen kann, bloß weil es regnet und Katzen keinen Regen mögen, und man sich deswegen, aufgrund von Trennscheibe höherer Gewalt, an diesem Abend nicht sehen kann. Insgeheim entsteht da schon der Wunsch nach einem gemeinsamen Ort, an dem man sich immer sehen könnte… wie gesagt: es ist verrückt.

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30.05.

Es sind Gladiolen, liebe Laurie Anderson. Und ich war ewig schon nicht mehr am Alexanderplatz (gefühlt, natürlich). Anderntags hatte ich, morgens, ganz kurz, das Gefühl, ich könnte sterben. Aber das ging vorüber. Wie so vieles. Wie beinahe alles, gottseidank.

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