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2021:
SCHÄUMENDE
TAGE

Seit dem 1. Januar 2016 führe ich ein öffentliches Tagebuch, das in jedem Jahr unter einem wechselnden Titel erscheint. In diesem Jahr lautet das Motto «Schäumende Tage». Tagebucheinträge aus den vorangegangenen Jahren sind archiviert bei waahr.de

30.7.

Uniqlo™ schreibt: «Sei eins mit der Natur». Da frage ich mich, wie auch anders!?!

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29.7.

Dann kamen die Wolken. Wir hatten uns schon eine Weile lang nicht mehr gesehen.

Bäume sind keine CO2-Vertilgungsgeräte und es ist möglich, die Wolken vorurteilsfrei anzuschauen. Wie Brecht.

Kennen Sie die tolle Band The Ethics?

Leider alle tot.

Mittlerweile

Sind die Silberbäuche weitergezogen

Ins Graue

Nach vorn.

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28.7.

Ein Mann aus Japan kommt mir entgegen. Er hat einen Regenschirm aufgespannt, den er wohl als Sonnenschirm nutzt. Der Schirm ist aus kreischend orangfarbenem Material. Weil darauf ein Hörgerätehersteller wirbt, habe ich das Gefühl, dass dieser Japaner nichts hören kann — und die orangefarbene Kuppel am Stab ist seine Prothese, mit der er die Geräusche fängt, um sie in sein stilles Selbst zu leiten.

Im Feuilleton geht es abermals um die Legitimität im Verhältnis von biograph:fischen Fakten und literarischer Fiktion.

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27.7

Das versprochene Gewitter ist ausgeblieben. Ich fülle den Blumen Eiswürfel in die Vase, damit sie es länger aushalten.

Mein Namenstag ist der Hochzeitstag meiner Eltern. Ihr Status ist Gold Plus X; sie haben mir etwas voraus.

Bei meinem Anruf erfahre ich von allerlei schröcklichen Haushaltsunfällen, die allesamt mir genauso gut anstünden (beispielsweise fällt ein Vogelbestimmungsbuch mit der spitzen Ecke voran auf einen unbedeckten Fuß, bohrt sich dort ins Fleisch «bis auf den Knochen». Meine Mutter hat es (hinterher) gewogen: Es wog dreieinhalb Pfund! (Ein) Junge!)

Ich fülle auch meinen Eltern noch Eiswürfel in ihre Vase.

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26.7.

Ausflug ins ferne Zehlendorf. Tief im Süden, gleich ein Grad (Celsius°) wärmer; man ist ja mittlerweile sensibilisiert. Die Mücken waren ausgezehrt und bissen dementsprechend auf die Köder, in deren Gestalt wir uns ihnen hingeworfen‘. Auf dem Pfad, der uns über den ehemaligen Todesstreifen führte — passenderweise. Heute grasen dort die Pferde.

Ein Abend in der Derbyklause. Schnitzel: vorschriftsmäßig arosiert «Folgen Sie dem panierten Ballon!»

Und später, auf der Dachterrasse dann die Frage, ob Kinder doch wie Symphonien sind, deren Partituren man nicht kennt. Und die man, wie Celibidache einst geraten hatte, einfach bloß entstehen lassen müsste.

Und, natürlich plötzlich: auf elf Uhr weiter hinten: Feuerwerk.

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