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02.09.

02.09..

Bei genauerem Hinschauen, und ich kann nun einmal nicht anders, wuchs der Verkäuferin in der Bäckerei an der Hauptstraße von Sassnitz eine Schifferkrause aus dunklem Barthaar unter dem Kinn. Und im Regal hinter ihr, in dem die eingedellten Laibe ruhten, war über der oberen Etage eine Sachsenflagge aufgespannt.

Die Bäckerei war uns empfohlen worden. Ein Familienbetrieb, womöglich der letzte. Die handgeformten Kornknüppel sind hier die Spezialität.

Man ist im Osten doch immer und immer noch auf einer Suche nach dem Ursprünglichen, nach irgendwelchen Traditionen, nach den guten Dingen, von denen es ja hieß, dass es sie noch gäbe.

Angesprochen auf die Landesflagge — ungewöhnlich, da Rügen doch zu Mecklenburg-Vorpommern gehört — sagte die Verkäuferin, dass ihre Familie aus «stolzen Sachsen» besteht. Auf einem Blech in der Vitrine lagen bunt bemalte Kekse. Dazu ein von Hand geschriebener Hinweis, dass die dabei verwendete, gelbe Farbe nicht für den Verzehr von «hyperaktiven Kindern» geeignet ist.

Man kann dort natürlich auch ausschließlich mit Bargeld zahlen. Und über dem Eingang zur Apotheke nebenan hängt ein breites rotes Banner, hergestellt in einer Druckerei, auf dem in weißen Lettern steht Ist Thomas Kaul Statthalter einer bandenmäßig organisierten kriminellen russischen Vereinigung?

So ist es, bis auf Erfurt und Leipzig, halt oftmals im Osten. Und die Irritation entsteht vor allem dadurch, dass sich diese Szenen im ostdeutschen Stil, dass sich der Ost-Pop oder wie auch immer, mit seinem Changieren zwischen Unbeholfenheit und Dreistigkeit in den makellos sanierten Kulissen seiner Trutzburgen ereignen.

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