Zum Inhalt springen

9.4.

9.4.

Neulich erst war mir aufgefallen, dass ich mir beim Spazierengehen deshalb einen Kaffee hole, weil ich ihn wohl als Eintrittsgeld verstehe für den öffentlichen Raum.

Nachdem mein Donnerstag unerwartetermaßen erfolgreich verlaufen war, wollte ich mir heute etwas Besonderes gönnen — eine Platte? ein Film? oder ein Buch?

Zu Weihnachten 2020 hatte ich eine Jahreskarte für die Museen der Stadt und im Umland von Frankfurt geschenkt bekommen, die ich — aus dem bekannten Grund — bislang noch nicht einmal annähernd amortisieren konnte. Aber leider hatte das Offenbacher Ledermuseum schon wieder einmal geschlossen und in der Schirn zeigen sie Malerei aus Kanada…

Beim Nachtessen betrachtete ich gedankenverloren ein historisches Bild von Gustav Klimt, wie er auf seinem Lieblingssteg am Attersee ruht, an seiner Wade ist ein Eierbecher aufgestellt und daneben liegt das Ei. Friederike, das erfuhr ich nebenbei, war auch schon mal am Ammersee. und ich sagte «Da würde ich auch mal gerne hin.» Und wenig später: «Das verrückte ist, ich könnte das ja tatsächlich; beinahe jederzeit!» Und Friederike sagte «Ja, und das solltest Du auch viel öfter machen.»

Ich bin heute natürlich nicht nach Österreich gefahren, aber immerhin bis nach Weinheim, um mir den Schaugarten im Hermannshof anzuschauen. Die Sonne schien, die alte Magnolie war überhäuft von teetassengroßen Blüten und es herrschte auch hier, im Garten, unter freiem Himmel, Maskenpflicht, aber ich habe trotzdem ein Gefühl von Freiheit verspürt.

Ich nehme an, das lag an meinem Entschluss allein. Zurück in Frankfurt grüßte mich ein alter Mann mit «Bon soir, Monsieur Docteur.»

Weiterlesen