9.1.
Neulich, es ist vielleicht schon ein paar Wochen her, hatte es im «Literarischen Leben» ein Gedicht von Michael Krüger, das hier noch immer auf dem Küchentisch liegt. Darin ist vom Herbst die Rede, der einem in den Knochen steckt. Das geht mir seither nicht mehr aus dem Sinn: Dass es einen Tag geben kann, eine Stunde, da man in seinen Knochen fühlen wird, dass jetzt der Herbst beginnt.
Gestern waren in der Süddeutschen, im Spiegel und in der F.A.S. die Texte zur deutschen Ausgabe des Romans von Michel Houellebeqc erschienen. Die Redakteure waren sich einig, dass dies ein Buch ist, das man gelesen haben muss (das sie gelesen haben mussten).>
Der Spiegel hatte zudem einen opulent aufgemachten Hausbesuch bei Michel Würthle, dem ich schon lange nicht mehr begegnet war. Anlass: Er hat den Herbst in den Knochen. Der Autor durfte sogar hinfassen. Sein Text war auf eine ärgerliche Weise schlecht, lieblos geschrieben. Als Herbstzeitloser frage ich mich da wozu.
Ohne noch.
Abends «Sturm auf das Kapitol». Der Dokumentarfilm ist größtenteils aus dem Material der Kapitolerstürmer zusammengesetzt und wirkt gerade deswegen so stark, weil echte Gewalt doch ganz anders ausschaut als die aus den angeblich so realistisch dargestellte in Spielfilmen. Und immer wieder hört man die Leute ausrufen, dass sie nicht glauben können, was sie gerade erleben. Das rufen Amerikaner ja anscheinend gerne und ständig aus, aber hier wirkte das ausnahmsweise einmal, tja: tief empfunden? I can`t believe it`s not butter! Und dass sie demnach wirklich dort angekommen waren, hier, in ihrem eigenen Film. Als ob ihnen die nächsten Einfälle für ihr Drehbuch auf den Zungen lägen, aber sie brächten sie gerade nicht heraus.
Answered prayers.
Ich glaube, es war Margaret Mead, die von einem Experiment im Norden Englands berichtet hat, in dem die Einwohner einer Ortschaft einfach mal wochenlang machen sollten, worauf sie Lust hatten. Jedenfalls krochen sie wenig später auf allen Vieren herum und gaben Laute von sich.
Komme her, Schneeflocke *