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8.9.

8.9.

Eine App verändert über Nacht ihr Logo: Einst war es ein Buchstabe, jetzt hat er Augen. Sie scheinen vor Schaffensfreude schier zu bersten. Der glubschende Buchstabe selbst wiederum wird aus einer der Bildsprache des Comics entlehnten Explosion wie hervor gesprengt.

Dort ist alles möglich. Bei den Ducks wird auch Entenbraten aufgetischt, ohne dass dies jemals thematisiert würde. Warum beschäftigt es mich trotzdem?

Mein Empfindung ist, als ob hier ungefragt ein ungewolltes Möbelstück hineingeräumt wurde in meinen Raum. Um welchen Raum handelt es sich.

Es ist, ohne hier Carl Schmitt zitieren zu wollen, der Vorraum des Selbst.

Hier antichambrieren zahllose Stimmen. Ihre Stimmfärbung ist, so unterschiedlich die Sprecher sich äußern, zwar nicht vereinheitlicht, doch nivelliert. Beruhigenderweise. Selbst der Schreiende, Dröhnende kommt mir nicht überlegen vor oder gar bedrohlich. Ich habe alles im Griff.

Möglich, dass Autotune auch deswegen über den Reiz des Ungewohnten hinaus zum Instrument unserer Zeit geworden ist wie der Synthesizer die achtziger Jahre geprägt hat, die elektrische Gitarre die sechziger et cetera. Durch Autotune gelesen hören sich sämtliche Gesänge gleich an. Gleich schön. Harmonisch. Autotune ist die chorische Maske, die jede Stimme von den störenden Anhaftungen einer individuellen Körnung reinigt und konsumerabel macht.

Ich erinnere mich, diesen Effekt zum ersten Mal gar nicht auf eine menschliche Stimme appliziert gehört zu haben, sondern auf eine von Menschenhand gespielte Gitarre. Eventuell war das, am Ende der neunziger Jahre, der Eintritt in eine neue Ära, ihre klangliche Welt. Das Lied ist von den Manic Street Preachers: «If You Tolerate This Your Children Will Be Next».

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