8.6.
Langer Gang, beinahe schon eine Wanderung mit Alexander, der einen Weg herausgefunden hatte, der unsere beider Viertel durch ein Kiefernwäldchen hindurch verband. Er führte an einem sowjetischen Mahnmal vorbei.
Mittlerweile ist es schon kurios, das soetwas unbeschädigt/-korrigiert stehenbleiben kann. Aber ich nehme an, dass es den Lords of the New Church ein bißchen zu abgelegen ist, zu weit ab vom Schuss. Und so dürfen die Worte Stalins dort bis auf weiteres prangen. Ein Pop-Up seiner Weisheit, zwar nicht in Gold verewigt, aber immerhin bronzen. Dass man, beispielsweise, halt auch für den Frieden kämpfen muss. Nein, dieser Stalin! Aus den Bleiglasfenstern leuchteten Hammer und Sichel und sandten milde umrissene Felder aus rötlichem Licht zu uns hinab. Die Veteranen eines Ortsverbandes der Kommunistischen Partei hatten es fertig gebracht, drei Bartnelken durch das Gitter (ebenfalls Bronze) zu schleudern. Da lagen sie nun und dorrten. Das epimetheische Feuer, die fühlsame Flamme war kalt.
Alexander war einst mein Novize. Im Gehen kamen wir deshalb natürlich auf unsere Zeit beim Dogen von Moabit zu sprechen. Und wie seltsam es uns beiden vorgekommen war, dass er nun in der Ära von sowohl Nawalny aber halt vor allem auch Marsalek dort, in Moskau zugegen und vermutlich auch zu Gange gewesen war.
Dass Rainald ihn einmal als traurig charakterisiert hatte, traf im Nachhinein nur noch mehr auf ihn zu, da der Doge nie ein «Feingeist auf Montage» war, sondern der umgekehrte Fall.
Von dort aus ging es freilich zu Smiley und John Le Carre. Menschenleere Lichtungen. Hier und da Schmetterlinge über einem Sonnenfleck. Bis wir dann endlich aus einem Gebüsch traten und vor uns wieder die Straße hatten. Dahinter der Majakowski-Ring.