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8.11.

8.11.

Bloß zu den Krähen fallen Dr. Voigt nicht viele Worte ein; ihre gesanglichen Qualitäten schert er über den selben Kamm: «Raben- und Nebelkrähe gleichen einander hinsichtlich der Stimme in jeder Beziehung, während das Kräh der Saatkrähe eine Quarte bis Sexte tiefer liegt.

Von ihrem Sitzplatz herab rufen sie noch mancherlei andere Töne, die bald tiefer und dumpf, fast bauchrednerisch klingen aber auch höher liegen als das Krähen und sich zu letzterem verhalten wie Fistel- zu Brusttönen.

Es sind unebene Gebilde, die sich nicht in Noten darstellen lassen.»

Seltsam, dass bei manchen Vögeln die Ausdrucksformen derart beschränkt erscheinen müssen. Gerade bei den Krähen wundert es mich. Oft treffe ich auf welche von ihnen, die verhalten sich mir gegenüber so, dass es mir vorkommt, als suchten sie mit mir zu kommunizieren. Aber in Körpersprache. Auch mit den Augen vielleicht. Mich würde es jedenfalls nie wundern, falls aus einem dieser langen dunklen Schnäbel einst auch noch ganz andere, ebene Gebilde zu mir herauf- oder vom Wipfel eines Schlafbaumes auf mich herabgeäußert würden als Kräh.

In der vollbesetzten U-Bahn heute baute sich hinter mir eine beeindruckend schöne junge Frau auf und entfaltete eine sehr kleine Ziehharmonika. Ich war müde nach einem langen Gespräch und wollte jetzt meine Ruhe haben. Bevor sie auch nur einen Ton gespielt hatte, zu hören gewesen war bis dahin nur das leis‘ seufzende Geräusch ihres sich entfaltenden Blasebalgs, hasste ich ihre Musik.

Die dann allerdings wunderschön war. Ein Lied von Wehmut getragen. Gesungen in einer Sprache, die ich zuvor noch nie gehört‘.

Die eines Vogels war es mit ziemlicher Sicherheit nicht. Wobei — wer weiß das schon genau?

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