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7.11.

7.11.

Des Nachts und auf der Heimfahrt las ich in dem kuriosen Buch, das Erik mir geschenkt hatte: verlegt 1894 bei Robert Oppenheim in Berlin versammelt das «Exkursionsbuch zum Studium von Vogelstimmen» das Wissen und zugleich die Lehre eines Dr. Alwin Voigt.

Dr. Voigt hatte sich, bevor die Möglichkeit bestand, den Gesang der Vögel elektroakustisch aufzuzeichnen, damit beschäftigt, ihn mit einer Notenschrift festzuhalten und den Interessierten verfügbar zu machen. Teilweise verwendet er hierfür die für Musiker bekannte Notationsweise, die sich dann hauptsächlich im ein- bis sechs-gestrichenen Bereich der Skala aufhält, bestimmte Aspekte der für Vögel charakteristischen Lautäußerungen zeigt er in einem von ihm dafür gefundenen System. Das abwippende Perlen des Nachtigallenzungenschlags beispielsweise schaut dann ungefähr so bei ihm aus: 🩸—🩸—🩸—🩸—🩸.

Emoji waren damals freilich ebenfalls unbekannt, ich habe deswegen den dortigen Blutstropfen verwendet, um das Voigt’sche Zeichen nachzuahmen.

Sehr schön auch, wie er zu den Vögeln schreibt. Zu meinem Spirit Animal Turdus merula beispielsweise stellt er fest: «Jung und Alt, Gebildete und Ungebildete, alle die unter dem düsteren Regiment des Winters seufzten, wenden den Blick freudestrahlend nach ihr, wenn aus einem Park oder Garten mitten im Häusermeere der Stadt zum ersten Male eine Amsel ihre volltönenden, melodienreichen Lieder hören läßt».

Um es mit Moritz von Uslar zu sagen: Jawollo!

Übrigens hat mir auf jenem Abend in Eriks behaglich geheizter Klause bei rohem Fisch auch Boris Lochthofen versichern wollen, dass er ein Freund der Amsel sei. Hierfür lassen sich viele Gründe finden, das Aussehen der Vögel spielt in Dr. Voigts Ausführungen nur insofern eine Rolle, als dass sich die einzelnen Sänger dadurch identifizieren lassen, um daraufhin mit dem Hörsinn tiefer an sie heran zu dringen.

Apropos das neue Album von Carla del Forno ist endlich erschienen — und damit freilich die Frage Who on earth is Thomas Bush!

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