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7.10.

7.10.

Nach einer ungewöhnlich aufhaltsamen Anreise, derentwährend ich immerhin an den mir bislang noch unbekannt gebliebenen Städten Münster und Recklingshausen vorbeigefahren wurde, landete ich schlussendlich Köln.

Seitdem ist das Wetter nur herrlich gewesen. Um die Mittagsstunde wird es beinahe schon zu warm. Ich nutze jede freie Minute, um zu spazieren.

Auffällig, wie hier die Mehrzahl von Leuchtkästen und Plakatflächen von Privatfernsehsendern gebucht werden. Vergleichbar mit Berlin, wo man als Passant von außerhalb ja ebenso das Gefühl bekommen könnte, es gäbe nichts Wichtigeres auf der Welt als die Bildzeitung «Bild» oder die Berliner Verkehrsgemeinschaft. Strategie einer Art von Autosuggestion der vielen tausend Angestellten dieser Local Heroes, damit die auf dem Weg an ihre Arbeitsplätze das Gefühl bekommen können, dass sie einer Tätigkeit von Tragweite nachgehen.

«Ganz Köln» soll ja auch mehr Gefühl sein als Stadt, heißt es.

Als ich spät am Abend ins Hotel komme, finde ich den Speisesaal zu meiner Überraschung gefüllt mit gut gelaunten Menschen vor. Das war in den vergangenen zwei Jahren anders, da herrschte Covid-Tristesse.

Die Rezeptionistin dämpft meine Freude über das Leben im Haus: Heute ist eine Ausnahme. Sie veranstalten dort «Speed Dating».

Kapuścińsky Über die Ikonen:

«Dieselbe wilde und elementare, später jedoch kalte und methodische Barbarei, mit der die Kirchen verwüstet und abgerissen wurden, vernichtete auch die Ikonen.

Von Oktober 1917 bis heute wurden in Rußland ungefähr zwanzig bis dreißig Millionen Ikonen zerstört. Diese Zahl nennt der russische Kunsthistoriker A.Kusnezow in der Monatszeitschrift Moskwa (Heft 1/1990). Kusnezow zählt auf, wofür die Ikonen Verwendung fanden:

in der Armee—als Schießscheiben

in den Gruben—als Bodenbretter in den Gängen, in denen das Wasser stand

im Handel—als Material zur Herstellung von Kartoffelkisten

in Küchen—als Schneidbretter

in Wohnungen—als Heizmaterial

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