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6.2.

6.2.

In der neuen Ausgabe des Wetters findet der von mir geschätzte Leonhard Hieronymi ein neuartiges Argument für das Buch.

Innerhalb des Gedankenaustausches mit Angela Lehner in einem Google Doc schreibt Hieronymi (davor ging es um den österreichischen Western Das finstere Tal ): «Man kann keine Filme mehr alleine schauen. Sie sind zu lang. Bücher sind viel besser, man kann sie alle zwei Seiten weglegen, ohne die Fernbedienung suchen zu müssen.»

Ich dachte an Gracq. Der, da ging es ihm, glaube ich, um Jean Cocteau, geschrieben hatte, dass die Angst eines Schriftstellers vor der Langeweile, vor der Leere, vor dem Wegschalten des Lesers, selbst eine Schwachstelle ist. «Man spürt,» schreibt Gracq, «jeder Satz ist so angelegt, daß er loszischt und auch den nächsten loszischen läßt».

In St Paul, in unserer höhlenhaften Bleibe dort, wo nachmittags der Sonnenschein den Steinfußboden aufglänzen ließ und vor dem Fenster wogten gelb vor blau die Wolken der Mimosenblüte, las ich an zwei Nachmittagen jeweils die Hälfte eines Buchs, von heute, das ziemlich so, feuerwerksmäßig, geschrieben war. Ich kam kaum hinterher mit Denken.

Vielleicht fängt ja die längst versprochene Postmoderne auch jetzt erst an?

«Du kaufst Bücher, um sie eventuell mal zu lesen und dein Wohnzimmer zu schmücken,» twittert Tobias Graßmann aus der Theologen-Bubble. «Ich kaufe Bücher, um im Notfall in meinem oberfränkischen Pfarrhaus eine Neuauflage der Magdeburger Herrgottskanzley hochzuziehen, we are not the same…»

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