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6.1.

6.1.

Die Nadel des Barometers verharrt auf einer Position von 1010 Hektopascal (in seiner Sprache «fünf vor zwölf»). Aber morgens grüßt mich jetzt immer ein heiter gelaunter Mann, sein Gesicht, wie es scheint, zwischen zwei vulominöse Pompons gedrängt — geformt, gebunden ausgekämmt, toupiert aus seinem eigenen Haar; in Wirklichkeit hat er sein gesicht wohl nicht dazwischen gedrängt, ihm steht seine Krause, in zwei Pompons geformt, zu beiden Seiten vom Kopfe ab. Es ist der Theaterschauspieler Jeremy O. Harris, der mich mit seinem heiteren Grinsen ansteckt. Auf dem Kopf trägt er zudem noch eine Trucker Cap mit der Aufschrift Salzburg . Ich habe keine Ahnung, warum mich der Anblick dieses Fotos heiter stimmt. Aus welchem Grund ich mich von seinem Punctum anstecken lasse (oder ob es überhaupt bloß das Punctum ist oder schon wieder Rassismus). Ich werde es auskosten, solange es währt.

Am Nachmittag klingelte es an der Tür. Ich hatte nichts bestellt, ging aber trotzdem an die Sprechanlage.

«Guten Tag, hier spricht die Polizei, würden Sie uns bitte ins Haus lassen?» Wenig später standen zwei Männer in Zivil vor unserer Tür. Ich legte eine Maske an. Der Kriminalkomissar, ein junger Mann von vielleicht 26 Jahren gab mir seine Visitenkarte. Sie waren auf der Suche nach einer Person, die bei uns im Haus gemeldet war. Dazu nannte er mir noch einen Namen, der, wie ein Brautkleid, mir aus den Bestandteilen diverser Herkunft zusammengesetzt erschien und im Endeffekt dadurch wie ausgedacht; doch außer dem sagte mir der Name des Gesuchten freilich nichts. Und das sagte ich dem Kriminalkomissar, dessen sonore Stimme mich an die von Dicke Bürste erinnerte: Ich wohnte ja erst seit einem Jahr fest in diesem Haus; war in den Jahren zuvor immer bloß für ein paar Tage im Monat hiergewesen. Da nickten sie freilich verständnisvoll. In ihren Augen war ich unbescholten, das strahlten sie aus. Ich empfing einen freundlichen Vibe.

Als sie sich verabschiedet hatten, lief ich rastlos in der Wohnung auf und ab. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Da hatte ich kaum ein bisschen gebetet, dass doch endlich was passiert und dann war es gleich ein veritabler Kriminalfall, in den ich verwickelt würde!

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