Zum Inhalt springen

5.3.

5.3.

Die Partyfrage «Was darf Satire?» braucht vonseiten des sogenannten Literaturbetriebs nicht länger gestellt werden, wie ich gestern erst feststellen musste. Eigentlich ja nicht erst seit gestern. Aber gestern doch deutlich und sehr.

Meine ehemalige Nachbarschaft, das Literarische Colloquium Berlin hatte zu einer Veranstaltung eingeladen, auf deren Podium drei Schriftsteller:innen zu der interessanten Fragestellung sich äußern sollten, ob denn das Schreiben an anderen Orten eventuell auch anders gelingt?

So hatte ich jedenfalls diese Aufgabenstellung verstanden, von daher interessierte ich mich. Da ich nicht länger dort draußen am Wannsee wohne, nahm ich über die angebotene Webkonferenzschaltung teil.

Insgesamt waren es dreizehn Zuschauer, die sich zum Remote Viewing und Listening zugeschaltet hatten. Die meisten, das recherchierte ich auf dem Second Screen, waren als Studenten der Literaturwissenschaft an den Berliner Universitäten registriert. Ebenfalls nebenbei ging ich der Frage nach, warum im dritten Jahr der Kontaktbeschränkungen für solche Veranstaltungen die dort Veranstaltenden sich noch immer nicht oder allenfalls schlaff, auf jeden Fall jedoch erfolglos mit Szenographie, Kameraführung, Bildregie und dergleichen auseinandergesetzt haben.

Der erste Schriftsteller war im T-Shirt mit Aufdruck von Coca-Cola erschienen, auf dem Kopf hatte er eine Schirmmütze, mit dem Logo LA. Er berichtete von seinem Aufenthaltsstipendium in Los Angeles. Dann kam eine Schriftstellerin an die Reihe, wir kennen uns, sie war einst unter anderem nach New York und nach Istanbul eingeladen gewesen und war dort jeweils zu einem ähnlichen Schluss gekommen wie ihr Vorredner, nämlich, dass das Schreiben an zu schönen Orten nicht etwa leichter von der Hand geht, sondern dadurch erst erschwert wird. Der dritte, da hatte der einzige Gleichaltrige schon den Chatroom verlassen und wir waren jetzt nur noch zwölf, war ebenfalls in Los Angeles, aber halt auch schon in Japan gewesen und erklärte gleich zu Anfang, dass er diese Stipendien nur deshalb angenommen hatte, um an diesen Orten umsonst leben zu können.

Die Moderatorin, ihrem Namen gerecht werdend: «Ungefähr 1300 bis 3000 Euro im Monat erhält man ihm Rahmen eines solchen Aufenthaltsstipendiums — Na ja, reich werden kann man davon nicht.»

Ein Runenzauber zwingt das Gold ganz offenbar.

Weiterlesen