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5.2.

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In diesem Sinne sind auch Bücher zu den Orten zu zählen; selbst unaufgeschlagen bleiben sie spaltbares Material, dessen Strahlung man sich aussetzen mag.

Der Erste, der mir von diesem Glauben berichtete, war der Künstler Gerhard Merz, der mir vor bald zwanzig Jahren in seinem Haus ein angenehm kompakt dimensioniertes Bücherregal zeigte, ungefähr hüfthoch, dessen Inhalt er als sein Ideal bezeichnete. Ansonsten, sagte er, genügte es ihm mittlerweile, sich von den Buchrücken einiger ihm lieber Bände anwehen zu lassen… Bei Günther Rühle las ich neulich etwas ähnliches in seinem «merkürdigen Tagebuch»: Er vertraute dabei auf Osmose; dass aus der hohen Bücherwand, von drüben etwas diffundiert. Und auch von Julien Gracq habe ich auf der Großen Wanderung etwas ähnlich lautendes aufgeschnappt: «Aber die Bücher, die wir gelesen haben, sind weit davon entfernt, die einzigen Elemente unserer Buchkultur zu sein. Es zählen, manchmal fast genauso stark, auch diejenigen, von denen wir auf eine Weise gehört haben, die uns die Ohren (das innere Ohr) spitzen ließ, diejenigen, die mit einer irgendwo isoliert zitierten Passage ganz bestimmte Echos in uns hervorgerufen haben oder deren Nachbarschaft mit uns schon bekannten Werken zumindest eine Etikettierung erlaubt. Diejenigen, von denen wir praktisch nur den Titel und den ungefähren Inhalt kennen, die aber, da sich ihre Umrisse durch die Grenzlinien der benachbarten Bücher abzeichnen, in unserem Bücherrepertoire dennoch als brauchbare Bezugspunkte aufscheinen.»

Bücher sind vielleicht viel weniger magische als mit Bedeutung aufgeladene Dinge. Hoffnungsträger (wie andere für Daten). Ausstrahlende, Ansteckende auf jeden Fall. Nuff said, aber mich würde trotzdem doch sehr interessieren, ob der Zauber auch bei denen wirkt, die vielleicht nur ein einziges Buch bei sich haben und selbst das noch nie gelesen. Oder halt doch, wie ich vermute, nur bei denen, die halt wissen, wie der sogenannte Hase läuft.

Den Fingerabdruckscanner an den Geräten der vorigen Generation halte ich nach wie vor für futuristischer, da er meine Berührung entziffern konnte. Der Gesichtsscanner schaut mich jetzt halt an wie alle anderen, wie ein Buch («weiß» natürlich mehr).

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