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31.1.

31.1.

Am Vorabend des groß angekündigten Sturmes waren wir zu Besuch in einem jener Randbezirke, wo die behördliche Fantasie sich fadenscheinig zeigt und man die Straßen nach Städten wie Osnabrück benannt hat.

Dabei fiel mir ein, dass eine Möglichkeit zur Überarbeitung Berlins darin bestünde, sämtliche Straßen aufs Neue zu benennen. Und zwar jede einzelne nach einer Stadt oder Gemeinde in der Bundesrepublik. Ich nehme an, dass deren Anzahl dafür ausreichen dürfte.

Um den Sturm sorgte ich mich währenddessen nicht. Das wird das Gute sein, an jener Zeit, den vergangenen zwei Jahren, dass nichts je so schlimm wurde, wie es angekündigt worden war.

Neulich schaute ich auf Phoenix einer Bundestagsdebatte zu und mit einem Mal stand dort Jens Spahn am Rednerpult, der jetzt ja wieder Abgeordneter ist und redete zu einem anderen Thema, aber mir fiel es schwer, ihn dabei nicht mehr als Gesundheitsminister wahrzunehmen; es sind ja nicht bloß Rollen, die man verkörpern kann, aber er hatte — ebenfalls natürlich — noch immer diese Mimik von damals um die Lippen, denselben Duktus, mit dem er, triumphierend, wie es mir damals schien, in der Bundespressekonferenz sagte: «Das ist erst die Ruhe vor dem Sturm.»

Ich nehme an, dass diese Zeit, dass die vergangenen Winter auch ein Tonikum waren für meine Nerven. Gegen meine Ängstlichkeit auch, sodass ich mich heute getrost zu Bett begebe, wenn Sturm angesagt wird und Krieg gegen Russland; und selbst dann noch, wenn, wie in jener Nacht vor dem groß angekündigten Sturm tatsächlich geschehen, wir um 2 Uhr in der Frühe unserem Nachbarn, der Dachdecker ist, begegnen, wie er mit zwei Koffern das Haus verlässt, lege ich mich gleich darauf unter meiner bestickten Decke zur Ruhe und träume von mei’m Eiland im Sonnenschein.

Kann doch gut sein, dass er einen Flug hatte um sieben Uhr in der Früh nach Mallorca und rechtzeitig zum Berliner Großflughafen aufbrechen wollte. Da muss man ja drei oder vier Stunden vor Abflug sich einfinden, sonst schlägt dort das Bodenpersonal Alarm. Habe ich jedenfalls gehört oder gelesen. Selbst von dort aus geflogen bin ich noch nie seit der Eröffnung. Und habe das bis auf weiteres auch nicht mehr vor.

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