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30.8.

30.8.

Der Baumpflegedienst kommt mit einem Autokran und widmet sich der alten Linde vor unserem Haus. Es wird laut und dauert mehr als eine Stunde lang, bis sich die Kanzel wieder zu Boden senkt und der Baumpfleger mit seinen Sägen wieder aussteigen kann.

Aus dem üppigen Busch, dessen Anblick ich gewohnt bin wie dem eines Gebirges, ist jetzt ein Torso geworden, aus dessen Dunkel mir die frischen Schnittflächen wie entgegengehalten erscheinen, wie Augen!

Warum berührt einen das, mich? Ich weine doch nicht ebenso, wenn ich am Schaufenster eines Frisörsalons vorübergehe; wenn jemand im Fernsehen dem Elefanten die Fußnägel feilt?

Zum einen war es vermutlich der ungewöhnlich schöne Sommer, sein Wetter, zum anderen wurde dies behaglich unbehagliche Empfinden, die Angstlust (Balint) medial ins nicht Fassbare verstärkt: «Bruder Baum», hat Ernst Jünger lange vor all dem geschrieben «hat uns noch nie verlassen.»

Wohlfeiler Kitsch, gewiss. Andererseits rührt es noch oder wieder eine Saite in uns an.

In der Wohnung ist es jetzt jedenfalls um einiges heller. Das liegt an der Lichtung. Es kam dann übrigens auch noch das Ordnungsamt, drei Mann hoch, um festzustellen, ob das auch alles in Ordnung geht mithilfe der Unterlagen. Gerade so, als ob es Leute geben könnte, die mit einem Autokran durch die Straßen fahren, um Bäume zu lichten…

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