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3.1.

3.1.

Am Donnerstag hatte ich mein Telefon verschlampt. Gleich, nachdem ich dieses (Miss-) Geschick bemerkt hatte, fand ich mich innerlich an einer Gabelung stehen, gleichsam mit der Entscheidung: Was brauchst Du?

Konkret: Brauchst Du ein Mobiltelefon? Die Antwort blieb ich mir schuldig. Und lebte fortan mit der Elastizität des Moments. Ich fühlte mich frei. Anders frei als sonst zumindest. Und gleichzeitig auch leicht schwindlig, wie aus großer Höhe auf die eigenen Fußspitzen schauend, wenn man als Kurzsichtiger mit der ersten Brille vom Optiker kommt.

Freiheit macht nicht bloß arm, sie wirkt auch noch aus anderen Gründen einschüchternd.

Jedenfalls befand ich längst auf dem Weg, um mein Telefon abzuholen, als mir in einer gähnend leeren S-Bahn ein zartes, geradezu winziges Geräusch auffiel. Vage technisch, auch irgendwie lieblich. Nur zufällig fiel mein Blick kurz vor dem Aussteigen auf einen winzigen Vogel, einen Zebrafink mit kirschrotem Schnabel, der dort beinahe kugelrund geplustert auf der Oberkante einer Trennscheibe saß, die Krallenfüßchen manierlich beieinander, und diese piepsenden Geräusche von sich gab.

Ich hatte ihm meinen Zeigefinger hingehalten in einer Geste des come-hither!, aber anstatt darauf zu hüpfen, flatterte er los, über meine Schulter hinweg durch das fahl erleuchtende Großraumabteil.

Die Türen hatten sich geöffnet, ich stieg auf den Bahnsteig aus. Nicht ohne ein paar Meter an dem wartenden Zug entlang und entgegen seiner Fahrtrichtung zu gehen, um den Finken durch die nächste weit offen stehende Tür ins unterirdische Freie der Bahnstation lotsen zu können. Doch meine Lockrufe blieben unerhört. Zumindest aber ohne die erhoffte Wirkung.

Und wie immer, wenn etwas wirklich aufregendes passiert war in meinem Leben, hatte ich nichts zu schreiben dabei.

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