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29.3.

29.3.

Das Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt im Jahr 1983 hat in meiner Familie ein außergewöhnliches Gewicht erhalten. Die daraufhin folgenden 16 Jahre einer Regentschaft von Helmut Kohl wurden als Facesitting empfunden und stets auch derart zur Sprache gebracht (ich war anfänglich 12 Jahre alt).

Ich konnte nie anders, als die auf Kohls Ära anschließenden 16 Jahre Merkel mit diesem Menektekel der Hinaustreibung des Prinzen in Verbindung zu bringen.

Der Buffalo stance der sogenannten Kanzlerin hatte mich in den vergangenen Tagen auf angenehme Weise an Schmidt erinnert. Ich hatte auf ein Re-Enactement gehofft; auf eines im Geiste der Postmoderne allerdings, in der wir ja noch immer leben zu leben scheinen — vielleicht ja noch mehr denn je.

Auf Merkel gegen Kohl hatte ich also gehofft und auf Kohl gegen Schmidt. Dass irgendwer, am liebsten doch Angela Merkel selbst, damit den gordischen Knoten zerschlägt. Aber sie, Angela Merkel, hat keinen Kampfgeist, auch wenn die Bildzeitung Bild ihr den so gerne einimpfen wollen würde wie in Turings Apfel.

Das Wichtigste bleibt ihr so gewöhnlich wie bloß irgendwie möglich zu scheinen; in einem Land, von ihr regiert, das «weiterhin und weitgehendst» auch im Jahr Eins ohne öffentliche Toiletten, ohne eine auch irgendwie erwähnenswerte Innovation seit dem 22. März im vergangenen Jahr verharren soll.

Lese im Verführten Denken von Czesław Miłosz; Wie er dort die Landschaft der Warenvielfalt beschreibt, durch die Stalin im Geiste lustwandelt…

«Ich bin wie ihr, ich will bloß noch in Rente gehen.»

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