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27.12.

27.12.

Abends «e–m@il Für Dich» — Ich hatte total vergessen, welch guter Film das ist; beziehungsweise war dieser Film wenn nicht seiner, so zumindest meiner Zeit voraus. Jetzt kam er gerade recht.

Im Feuilleton gab es gestern einen dieser Aufsätze, in denen — alljährlich wie es mir scheint — das Ende des Buches versprochen wurde. Dieses Mal sollte es an Papierknappheit zugrunde gehen. Mir ist das egal — werden die Bücher halt teurer. Und die Verlage um ein paar einige weniger zahlreich als heute. Mehr würde nicht. Mein nächstes Buch wird ja vor allem eines: teuer.

Aus solcherlei leichtfertig gefassten Gedanken ist dann der Wunsch nach einem Film entstanden, in dem es auf angenehme Weise um Bücher geht. Da die Buchgeschichte bekanntlich in Filmen erzählt wird und die Filmgeschichte in Büchern, war e-m@il Für Dich freilich die erste Wahl — irgendwo muss man ja anfangen, wie Jarvis sagt.

Zudem ist es ein Weihnachtsfilm (was mir ebenfalls entfallen war in den vergangenen 23 Jahren) mit reichlich Apfel-Content (der mich damals noch nicht so sehr interessiert hat; sogar Egon der Wurm in seinem Apfelmobil hat einen kleinen Auftritt) und ich fand es jetzt auch wie mit einem Mal erstaunlich — amazing, und geradezu dazzling: was die damals schon alles hatten. Beziehungsweise dass wir hierzulande kulturell anscheinend so um die 15 Jahre abwarten mussten, bis Starbucks, Einzelhandel gegen Kette, Fitnessstudio, Online-Dating usw auch bei uns erblühen konnten.

Meg Ryan spielt ja nur die Buchhändlerin, im Film verkörpert sie zugleich die Bibliomanie, von der sie durch die Figur, die Tom Hanks mit Leben erfüllt, geheilt wird. Sie hat den kleinen Buchladen mit all seiner Verpupptheit von ihrer Mutter geerbt, die fortan im Amulett ihrer Buchhalterin spukt, und von dieser Bürde wird sie dann von einem Kaufmann mit Herz befreit, der ihr dadurch den Weg zur Liebe bahnt, die jha nicht etwa durch mehr Bücher anzulocken wäre — da entgegen stehen die privaten Schicksale von sogenannten Buch-Blogger:innen vor allem, von Amazon-Rezensent:innen auch, sondern durch entschieden viel weniger Büchern bis eben keinen. Denn nur so, das erfuhr ich durch e-m@ail Für Dich, durch das Abräumen und Beiseitewischen fremder Narrative wird der Weg endlich frei für Die Eigene Geschichte (die ja in der Liebe eine gemeinsame ist).

Noch ein Wort zur Logoschreibweise im Titel des Films, der ja im original etwas weniger kompliziert heißt, nämlich You’ve Got Mail: Wäre ein anderes Deutschland möglich gewesen, wenn man sich — im Verkehrministerium Fragezeichen, in der Bundesnetzagentur Fragezeichen, bei Herrn Schwarz-Schilling oder bei Dr. Riesenhuber von vorneherein dafür entschieden hätte, die Email einfach klein zu schreiben und dabei buchstabiert als m@ail?

Poesie steht ja nicht gerade zu erwarten von Michel Houllebecq, immerhin hatte ich das titelgebende Verb noch nie gehört; und es ist schön (obwohl es Fürcherliches bedeuten soll).

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