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27.12.

27.12.

Vom Nordosten der Republik an ihr westliches Kap und durch das Tor zur Freiheit im Hinterland von Nordhausen, einst Dora Mittelbau: Die chinesische koreanische Sänfte, ein Kia Ceed (traumhaftes Gefährt, der wahre Jadehase) glitt beinahe schwerelos über das Graue Band — Weihnachten, ohnehin eher Gefühl als Zeit; ein ZeitRaum, in dem wir uns mit unseren Doppelgängern trafen…

Als wir noch Enkel waren, verließ man den Raum, wenn die Rede auf Hitler kam, auf das Dritte Reich. Davon ließe sich mittlerweile gefahrlos reden, sogar an Weihnachten. Die Deutschen, so scheint es, sind «austherapiert». Probleme gibt es jetzt beim Reden über die Gegenwart.

Am Nachmittag des zweiten Feiertages, gestern, zeigten sich die Autobahnen leer. Aber nicht wie verwaist, sondern einladend. Majestätisch drehten sich die Propeller der Windräder vor grauen Flözen, die bis dicht über den Horizont herabgesunken waren, satt und müde. Und dazwischen, zwischen Himmel und Erde umspannte ein hinterleuchtetes Band aus Glas das allumfassende Rund.

Als wir noch Enkel waren, ging man in den Gottesdienst und versuchte sich dort in einer Welt aufzuhalten, die mit dem Alltäglichen nichts zu tun haben wollte — sie war erhaben und die reine Form an sich. Mittlerweile ist es umgekehrt: Der Gottesdienst ist vor allem profan. An Heiligabend dachte ich abermals darüber nach, ob ich nicht doch noch konvertieren sollte.

Oder doch eher das Spiel auf der Trompete erlernen?

Beides?

Kurz vor Potsdam verdoppelt sich die Anzahl der Spuren und man findet sich eingeleitet in den breiten Fluß aus roten Rücklichtern. Kiefernwälder — man vergisst es noch jedes Mal, sobald Berlin endlich hinter einem liegt.

Die Schlange vor Mustafas Gemüsekebap, gegen 16 Uhr 30, war so lange wie sonst auch immer. Als wärst Du nie weggewesen! Es nieselte leicht.

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