27.10.
Es ist beinahe November, bald schon Advent und noch immer ist es warm und morgens schon sonnig. Wenn ich im Morgengrauen die Balkontüren schließe, weil eine klamme Feuchtigkeit hereingekrochen kam, markiert ein orange leuchtendes Band den Horizont.
Mittags blinzele ich in die Sonne wie Katharina von den Waves und die Wespen, die es ja auch noch immer gibt, verbeißen sich, lustvoll wie mir scheint, in alles, was sich als «herzhaft» bezeichnen läßt — ob Bratwurst oder roher Fisch. Mit Gusto, wie es in Österreich hieße. Bei ihnen geht es wahrlich um die Wurst.
Sie wollen nicht abtreten. Heute früh erst hing wieder eine am Küchenfenster wie festgeklebt, um auf ihre klimatische Situation hinzuweisen.
Unter alten Ginkgo-Bäumen liegt das Laub als goldene Lache. Die Leute stellen sich mitten hinein und lassen sich porträtieren. Der Himmel spielt mit und liefert ein komplimentäres Blau wie direkt aus der Tube. Fertig ist ein hübsches Puzzle-Motiv.
Ist das jetzt ein Indian Summer?
Pierre Soulages ist abgetreten. Viel Gelb bleibt zurück. Vielleicht war er doch mein liebster Künstler. Darauf deutet vor allem hin, dass ich gar nichts von ihm weiß, nur seine schwarzseitigen Gemälde kenne. Und jetzt noch die magische Zahl, magisch vielleicht bloß für mich: 102.