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26.1.

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Late at night in the typewriter light… klopfte es also an meine Tür. Draußen stand der Nachbar. Beziehungsweise der Mann, der unter uns wohnt, und fragte mich, woher dieser Lärm rührt, der seine Frau am Einschlafen hinderte. Ich sagte ihm, dass ich schriebe.

«Sie schreiben?» sagte er und machte dabei ein Gesicht, dass ich ihm seinen Unglauben tatsächlich abnehmen konnte. Also bat ich ihn herein, um ihm meine Tastatur zu vorzuführen — wie bei Woody Allen, wo der Psychoanalytiker seine Tabakspfeife vorzeigt wie eine Hundemarke.

Mein Nachbar zeigte sich jedenfalls erstaunt, wie unlaut sich mein demonstratives Tippen im Raum doch anhörte in seinen Ohren, denn seine Frau hatte ihm gegenüber behauptet, dass es für sie so laut gewesen war «als ob sie Stepptanzen oder so etwas. Wir schlafen direkt hier drunter», fügte er noch hinzu, woraufhin wir beide auf den selben Fleck Fußboden schauten — betreten, wie es üblicherweise in solchen Situationen heißt.

In dem Zusammenhang fand ich es freilich besonders lustig, dass ich ja noch immer an einem Campingtisch schrieb. Aber irgendwann kommt wohl für jeden die Zeit, das Camp aufzugeben oder zumindest in etwas Solideres umzuwandeln.

Diese Phase des Überganges — Abschied vom Camp, Übersiedelung ins Alterswerk — ist heikel wie sonst keine im Leben des Künstlers. Wie schief es gehen kann, lässt sich derzeit zum Beispiel an Nie Wieder Krieg studieren: Leider weder Foi Na Cruz noch Apfelmann.

In Italien übrigens, das fiel mir aber ärgerlicherweise erst ein, als ich meinen Nachbarn schon wieder hinauskomplementiert hatte, halten sämtliche TV-Moderatoren einen Kugelschreiber zwischen Mittel- und Zeigefinger, obwohl sie mit ihrem Zigarettenersatz natürlich nie etwas notieren. Der Kugelschreiber ist wie die Tabakspfeife des Psychoanalytikers zum Zunftzeichen der Fernsehjournalisten geworden. Was auch sonst? Die Mikrofone sind ja tatsächlich ins Mikroskopische geschrumpft.

Aber weiter im Text.

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