25.6.
Auf meinem Heimweg kaufte ich Mitten in der Nacht ein großes Stück aus einer Wassermelone. Ich hatte den Verkäufer ausdrücklich um die Köstlichste aus seinem gewaltigen Haufen gebeten.
Er hatte daraufhin drei Exemplare ausgewählt, sie sich nacheinander an seine Ohrmuschel gehoben und ihre Rundungen mit den Fingerspitzen betrommelt. Wie eine Hebamme lauschte der den Resonanzen im Melonenbauch.
Mit langer Klinge schnitt er der Auserwählten eine sicheldünne Scheibe heraus, teilte diese und überreichte die mir zugedachte Hälfte der Kostprobe auf der Messerspitze. Zeitgleich bissen wir, cis und trans des Melonengebirges, hinein.
Er hatte meinen Blick gesucht, um sich meines Empfindens für den Wohlgeschmack dieser Melone zu versichern. Ich sah die auch in seinen Augen und also durften wir ins Schwärmen kommen.
Anderntags ging ich nich einmal dorthin zu dem Stand mit Früchten, der vor dem S-Bahnhof steht, um
mich zu bedanken. Aber der Verkäufer aus der Nacht war da nicht zugegen. Dafür sein Bruder. Er freute sich sehr über meine Freude. Nach ein paar Stunden im Kühlschrank hatte mir die Melone freilich nur noch köstlicher gemundet als nachtwarm am Stand.
Danach ging ich zum Blutspenden. Es war heiß, und um mich zu stärken für den Aderlass, hatte ich mir eine bombastische Tempura-Platte bestellt. Inmitten meiner Mahlzeit kam ein Spatz angeflogen, um mir gegenüber auf der Lehne des Stuhles such niderzusetzen wie ein Gegenüber; wie ein Tischgefährte an diesem schattigen Platz.
Als ich mein Glas mit eisgekühltem Mineralwasser zum Munde führte, sperrte er den Schnabel auf und betrachtete mich mit seinen dunklen, brombeerperlenhaften Augen — aufmerksam, wie es mir schien.
Abermals verspürte ich das schreiende Unrecht, dass ich mir aussuchen konnte, was, wie und wann ich etwas Spezifisches (zum Beispiel Fisch, sogar Spezi mit Fisch) zu mir nehmen will. Der Spatz kriegt das, was übrig bleibt.
Den Schluck prickelnden Eiswassers aus dem Schraubdeckel der Flasche serviert, nahm er gerne an.
Wenn ich meine Kniegelenke rückseitig hätte, könnte ich auch schöner hüpfen.