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25.10.

25.10.

Gestern hatte der Weltspiegel einen Beitrag über die illegalen Holzfäller im Kongo. Bis dahin war mir gar nicht bewusst gewesen, dass der kongolesische Urwald der zweitweitflächigste nach dem von Brasilien ist.

Die Baumwilderer sind natürlich Chinesen. Das Kamerateam war dabei, als einer von ihnen in flagranti gestellt wurde von den einheimischen Waldhütern. Die rauchende Motorsäge noch in Händen machte er ein zerknirschtes Gesicht, während ihn ein vergleichsweise hochgewachsener Zentralafrikaner zusammenstauchte.

Nach meiner traumatischen Erfahrung mit dem ostafrikanischen Rechtssystem war ich jetzt freilich auf einen Einblick in dasjenige des Kongos gespannt. Es gab dann auch prompt eine Szene vor Gericht, die in einer umdekorierten Basketballhalle aufgenommen worden war. Die Schöffen und der Staatsanwalt trugen Harry-Potter-hafte Glanzmäntel, während der Richter in Nadelstreifen auftrat, um den kleinmütig wirkenden Chinesen aus dem Wald recht ungehemmt zusammenzubrüllen.

Gut, aber so ähnlich hatte ich es weilands auch über mich ergehen lassen müssen, bloß dass mein Verfahren in einem Pepsi-Zelt vonstatten ging.

Es wäre bestimmt ganz unterhaltsam, auch frech gewissermaßen, eine Pastiche des Process zu schreiben, in der «jemand Herrn Li verleumdet haben musste, denn ohne dass er etwas Böses getan hatte» und so fort — und das Ganze handelt in Afrika!

Ob’s aber andere auch lustig fänden?

Ich weiß es nicht. Und eigentlich ist es egal.

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