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24.3.

24.3.

Oft sind es die beinahe unbedeutenden, die übersehbaren Ereignisse, die bei mir etwas Bedeutendes auszulösen vermögen. So war es heute morgen ein Missgeschick mit der Teekugel, die, vermittels eines Häkchens am anderen Ende ihres Kettchens, am Griffbogen der Kanne festgemacht, durch eine unachtsame Bewegung meinerseits in einem Plumps unter den dunklen Spiegel des zuende gezogenen Tees gesackt war — woraufhin ich, im Dunklen darin mit einer Fleischgabel umherfischend, dachte: Warum ich soetwas überhaupt trinke?

In seinem sehr lesenswerten, auch unterhaltsamen Text schreibt Dean Kissick im Spectator zum Aufschwung einer neuen Strömung gegenständlicher Malerei. Er formuliert dort etwas, das ich auch so empfinden, aber niemals so mit Argumenten unterfüttern konnte: «There’s a lack of new ideas in art, and so slipshod and incoherent bootlegs of worn-out aesthetics are revived and presented once more as the next big thing. The canon is reimagined with twists […]»

Auf meine (innerliche) Frage, warum die Malerei von Genieve Figgis sehr gut ist und die von Ewa Juszkiewicz nicht; Juszkiewicz aber wiederum von Larry Gagosian vermarktet wird, und Figgis nicht, findet er eine allgemeingültige Begründung: «They belong to and assume the logic of the feed: they’re designed to be fully apprehended in less than five seconds.»

Und das, befürchte ich, gilt seit längerem schon für Texte, die im Feed längst als Bilder wahrgenommen werden und dementsprechend alles auf einen Blick mitzuteilen haben.

In der Umfrage, online durchgeführt vom politikwissenschaftlichen Institutes einer westdeutschen Universität, habe ich neulich nicht wahrheitsgemäß behauptet, ich hätte keinerlei Verständnisprobleme mit «neuesten technologischen Entwicklungen». Ich weiß zum Beispiel nicht, was NFT wirklich bedeuten — sind es Dateien mit einem Wasserzeichen? Sind es Unikate, die man, wie Kunstwerke, nicht kopieren und nicht vervielfältigen kann? Ein Freund aus der Schweiz hat mir zahlreiche Links geschickt zu Seiten, die mir helfen sollen, diese technologische Neuerung zu verstehen.

Auf einer dieser Seiten gab es Das Floß der Medusa von Théodore Géricault, aber vor dem Bug wehte eine Plastitüte mit dem Aufdruck von Tesco im Wind, und auf dem Floß selbst machte einer der Todgeweihten noch blitzende Selfies.

Kostenpunkt (derzeit): rund 32’000 Dollar. Umgerechnet aus der Kryptowährung, in der NFT auf dieser Plattform gehandelt werden.

Und/aber

Oh, that magic feeling

Nowhere to go

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