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23.4.

23.4.

Die Spatzen erwarten mich vor dem Sonnenaufgang. Im blauen Licht der Frühe trippeln sie auf dem Blech der Balkonbrüstung hin und her, bis ich endlich zu ihnen heraustrete, um ihre Schale aufzufüllen mit einer Mischung aus Kernen, Nüssen und Rosinen — auf der Tüte steht «Der Magnet für Wildvögel».

Sie legen keine Vorräte an wie die Eichhörnchen oder der Neuntöter. Ihr Heim sind die Lüfte, himmelhoch und weltenweit. Es sind nicht bloß ihre Kleider, die Lieder, dass sie mit Besteck von meinem Porzellan fressen, bei den Vögeln ist es ihr Lifestyle der Volatilität insgesamt, der mir behagt.

Auf einem Ausflug in die weitere Umgebung haben wir neulich wie zufällig einen Bäcker entdeckt, der großartiges Brot macht. Das war dringend notwendig geworden, nachdem unser einstiger Bäcker, noch jung, einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen war (und anscheinend gab es auch niemand mehr, der ihn zu ersetzen versuchen wollte.

Der neue Bäcker war ursprünglich Koch mit eigenem Restaurant in Kreuzberg. Seit Corona geschlossen. Und dann wieder auf, wieder zu und so fort — bis gar keine Gäste mehr kamen. Das wollte er nicht noch einmal erleben. Jetzt backt er Brot. Seine Bäckerei hat nur drei Tage geöffnet.

«Ich will mein Leben nicht mehr nach der Arbeit ausrichten.»

Endlich wieder strahlender Sonnenschein. Jungbienen umschwärmen des Mandelbäumles letzte Blüten. Das Barometer zeigt auf 1015 Hektopascal.

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