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22.2.

22.2.

In dem wie gesteckt vollen Waggon der S-Bahn war mir von dem Mädchen zuerst nur ihr Haar ins Auge gefallen — nicht wirklich, sie war doch sehr viel kleiner als ich, stand aber dicht an mich gedrängt und ihr Haar, kurz geschnitten, schien grün.

Offenbar hatte sie es selbst gefärbt. Mit, so kam es mir vor: Wasserfarbe aus dem Töpfchen mit dem Maigrün in dem Blechkasten von Pelikan, den schon mein Vater auf der Ingenieurschule benutzt hatte und später dann ich.

Ihre Kopfhaut, das sah ich von oben herab, war mit eingefärbt worden. Das Haar des Mädchens: fein, eher dünn gesät (die Agrar-Metapher drängte sich in Anbetracht des grünlichen Schimmers auf ihrem Kopfboden auf).

Angeblich hat David Bowie seine Texte für die frühen Lieder in Cut-Up-Technik aus den Zeilen von Boulevardzeitungen zusammengesetzt.

Mirror oder Sun?

Ihren Parka hatte sie mit selbstgemachten Flicken selbst besetzt. Auf einem stand «Pisse» auf dem anderen «Think for yourself».

Ein knabenhafter Körper in einem viel zu großen Nirvana-Shirt. Ruhig, beinahe reglos atmete sie in ihre Maske. Ein Mensch wie eine geballte Faust.

Ich empfand große Zuneigung für das Mädchen. Fühlte mich vage zu ihr hingezogen; nicht direkt zu ihr, zu einer jüngeren Version meiner selbst. Ich wollte sie trösten. Uns aussöhnen. Auch weil ich jetzt wieder wusste, dass es immer und immer wieder die selben Gedanken waren, sind uns sein werden.

Es gibt kein Leben auf dem Mars.

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