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20.3.

20.3.

Die ungeahnte Weise, auf die eine Erinnerung zu mir kommt: wie ein Tier oder ein Traum, ein Kleinkind, aus eigenem Antrieb heraus; Beweggründe, die ich nicht nachvollziehen kann — weil es meine eigenen sind?

Wenn ich mich an etwas erinnern will; an jemanden: schaue ich darauf, ohne hinzusehen. Meine Blickweise ähnelt dann der einer Meditation und auch der beim Pilzesammeln. Finden ohne zu danach gesucht zu haben.

Es ist nie ganze Straße, die auftauchen wird. So überhaupt. Manchmal schaue ich dort auf den Schatten eines Gestrüpps an der sonnenhellen Wand und weiß dann, dort war der Bäcker, bei dem du in diesen Jahren sommers dein Brot gekauft.

Es ist nie die ganze Zeit mit einem Menschen, es ist vielleicht bloß ein Wort, ein Augendeckelniederschlagen in dem Moment, nachdem du das gesagt hattest. Und den Rest muss ich erfinden.

Aus dem Gedächtnis. Mit der Zeit werden es weniger Erinnerungen werden. Weniger Leuchtzeichen aus den nächtlichen Arealen. Wobei jede Erinnerung, die erinnert wurde, zu einer Erinnerung an diese Erinnerung werden kann. Aber der Faden wird dünner. Man spricht von Umnachtung. Ernst Jünger notierte «Ich bin nicht mehr ganz da».

Gestern, als Hanna und Gregor uns durch ihr Rixdorf führten, sogar durch die Kirchgasse, hatten wir zuvor noch ein kurdisches Rührei gefrühstückt und ich hatte mich in Anbetracht dessen Namen Menemen gefragt, ob Eminem Kurde ist? Er spielt ja auch eine gewisse Rolle in der Obstdiebin

(Eminem) und Hanna erzählte von einem Text im New Yorker, mit dem Ruth Franklin offenbar eine Lesart anbieten will, um Handkes Serbien-Phase mit seiner Obstdiebin und dem Pilznarren, vielleicht ja sogar mit Eminem in Einklang zu bringen.

Später Windbeutel. Ob mir dieser Nachmittag einst als Erinnerung serviert werden wird?

Ich wünsche es mir.

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