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20.1.

20.1.

Erstes Zwischenergebnis meines Lebens ohne Zeitung: great. Natürlich. Führt das nicht immer zu Hochgefühlen, wenn man sich etwas abgewöhnt? Eine ungewohnte Gedankenfülle, allein da, um von mir ausgewickelt zu werden. Knisterndes Papier.

Cheat days oder moments bislang keine — Bis auf die Titelseiten, die ich überflogen habe. Im Vorübergehen.

Eigentlich ist es abstoßend, dass Produktivität, dass allein die Aussicht auf eine Steigerung des Ertrages, mir das Höchste der Gefühle bedeutet. Bin ich mein Züchter? mein Wirt?

Auch Träume wollen gelesen werden. Und um sich ihre Aufmerksamkeit zu verschaffen, greifen sie freilich zu subtilen Mitteln: So war im Eingangsbereich meines Traumgeschehens in der vergangenen Nacht eine blausilbern gefärbte Topfpflanze aufgestellt. Im Hinausgehen erklärte ich meiner Begleitung, dass es sich dabei um einen Wacholder handelte. Daran wurde dann ich noch stundenlang nach dem Aufwachen erinnert. Der Traumaugenblick selbst drängte sich mir geradezu auf wie ein mich umschmeichelndes Tier; ich sollte ihn deuten.

Zunächst dachte ich an das Naheliegende, an den Ausflug ins Engadin, wo uns im Hotel eine sogenannte Latwerge, ein Sirup aus Wacholder serviert worden war. Als diese Deutung nichts bewirkte, schrieb ich mir das Wort zwecks Etymbetrachtung auf und zeichnete die geträumte Pflanze sogar, um diesen Einfall gebührend zu würdigen. Und siehe da Wach/older — stimmte wohl: nach dem Aufwachen ist man älter. Eine simple Botschaft, aber so sind die da drüben im Unbewussten nun mal drauf.

Jedenfalls wurde ich von da an in Ruhe gelassen.

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