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18.3.

18.3.

Das Altern hat für mich mittlerweile die Gestalt einer Pyramide. Von einer allerdings, die aus ineinander gestapelten Stühlen gebaut wird, wie das früher auf Bühnen veranstaltet wurde. Ich habe diese Form der äußersten Zuspitzung der Konstruktion meines Gedächtnisses abgeschaut.

Je älter ich werde, desto fernliegender erscheinen mir manche Erinnerungen. Dass sie, wie unter einer Scheibe aus Glas oder Eis, zwar noch aufscheinen, aber mir wird dann zugleich, beim Hinsehen mit dem inneren Auge auf schmerzliche Weise bewusst, dass dorthin, zurück kein Weg mehr führt für mich. Dass diese Zeit, zu der sich das Erinnerte ereignet hat, nun hinter mir liegt. Mit allem, was damals dazu gehört haben mag.

Auch dass, je älter man wird, gewisse Erinnerungen einem jetzt näher gerückt erscheinen, klarer umrissen hervortreten, ebenfalls scheinbar, das kann ich bestätigen. Es ist so. Das Frühe scheint mir jetzt vertrauter als das Gegenwärtige. Ein Prozess der Kristallisation wurde abgeschlossen. Die bunten Teilchen sind erstarrt.

Seltsam, dass doch das Lebendige eindeutig im Hier zu finden ist, heute und nicht dort, wo es war. Die Anziehungskraft des Vergangenen wirkt stark. Weil es meines ist, meine Geschichte? Die jetzt allein mir gehört?

An der Spitze der Pyramide findet natürlich nurmehr ein einziger Stuhl Platz im Gebälk. Man traut sich kaum noch zu atmen. Über die eigenen Zehenspitzen hinaus einen Blick in die Tiefe zu riskieren.

So wartet man ab.

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