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18.1.

18.1.

Am Nachmittag strömten die Nachbarn hinaus auf das Feld, in den Garten; sie nahmen Aufstellung vor den mit Schnee bedeckten Büschen, rollten den unter den Büschen liegenden Schnee zu Kugeln, aus denen sie Schneemänner stapelten. Nach ein paar Stunden war der Rasen zertrampelt, die makellose Schneeschicht perdu — Während all dessen filmten oder fotografierten meine Nachbarn sich gegenseitig. Meine Gabe für die Elstern blieb dabei unangetastet. Später, als die weiße Decke des Rasens komplett zertrampelt war, verlagerten sie ihren Shoot out auf die Straße vor unserem Haus. Schneeballschlacht, und im Hintergrund schwarz glänzende Limousinen.

Mittlerweile geht es wohl nicht mehr darum, ob du etwas erlebst, oder was du davon erzählen kannst; sie wollen dein Foto sehen.

Bei Isabelle Graw bin ich mittlerweile an der Stelle angelangt, wo Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Es stimmt also tatsächlich, dass die Texte mit der Zeit nur noch an Bedeutung gewinnen. Ich muss bloß noch geduldiger werden.

Ein Reporter des New Yorker hat mit seinem Telefon die Eindringlinge verfolgt, die das Innerste des Kapitols erobert haben. Das Beeindruckende an dem Film von Luke Mogelson ist, dass die Horden im Angesicht des leeren Zentrums tatsächlich verharren. Dort sind bloß Akten. Sie suchen nach Opfern, aber finden nichts als Papier. Einer wühlt noch in den Fotokopien herum, doch es gibt nichts — und über ihnen stimmt der Gehörnte seinen archaischen Schlachtruf an. Und dann beten sie mit ihm gemeinsam. Dass einer von ihnen — off camera — gesagt hat: Wir könnten doch jetzt eine Regierung gründen, wirkt mittlerweile bloß peinlich (aber damals, in dem Moment?)

Das Zentrum ist leer. Es gibt nichts zu holen.

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