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17.8.

17.8.

Tatsächlich war die einzige Neuerung im Studio, dass es den Kaffee nicht mehr aus den weißen Plastikbechern gab. Sie waren schön gewesen, doch letztendlich immer mühseliger aufzutreiben. Jetzt sind sie abgeschafft. Durch weniger schöne Kameraden aus kaffeefarbener Pappe ersetzt.

In der Stadt wiederum wird ein Farbton namens Nachtsalbei diskutiert. Eingeführt vom Möbelhändler Hugo Peters, der eine Sonderserie von USM Haller anbietet, deren Blechteile in diesem exklusiv für ihn angemischten Farbton lackiert sind. Nachtsalbei wird sogar in der Straßenbahn beworben. Andere Tramzüge sind fahrende Werbeschilder für den Swiss-Coin, die Schweizer Kryptowährung Bitcoin Suisse, deren Logo freilich stark an die des Bitcoins angelehnt ist (allerdings zeigen die ineinander verschlungenen Konturen des bekannten Bs in ihrer Schnittzone das Schweizer Kreuz). Der Slogan lautet «Bitcoin Suisse ist felsenfest». Und es gibt ein Schweizer Paypal, es heißt Twint. Man kann überall damit bezahlen, Twint ist überall willkommen, allerdings braucht man dafür zwingend ein Konto bei einer Schweizer Bank. Der Lieferdienst Gorillas heißt hier Stash.

Am Helvetiaplatz gibt es jetzt am Fischbrunnen eine neue Bar in dem brutalistischen Quader, an dem bei meinem vorigen Besuch noch gebaut wurde. Sie hat, glaube ich, keinen Namen und ist ganz mit Holz ausgeschalt. Wie eine hölzerne Höhlung in einer Druse aus Beton.

Ein Mann, bekleidet mit Designerunterwäsche, trägt ein langes, rot schimmerndes Rohr durch die Bäckerstraße. Das Rohr erscheint mir makellos.

Ich glaube, dass in etwa so, vielleicht sogar noch etwas mehr als bei der Einführung des Smartphones sich der sogenannte öffentliche Raum durch die drahtlosen Ohrhörer verändert hat, die hier jedem zweiten als papierweiße Stummel permanent aus den Muscheln ragen. Wie um darauf zu zeigen, dass hier jeder zweite um mich herum in Wahrheit ganz woanders ist.

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