17.12.
Im Frühzug nach Stuttgart erfahre ich von der Katastrophe des geplatzten Aquariums im Foyer des Radisson: das «9-11 der Meeresbewohner» wie Friederike es in Worte fasst.
1500 Fische mussten sterben. In einer Perversion der Geburt mit dem Platzen ihrer stillen Welt aus dem Leben gerissen und hinaus in eine dunkle, unbegreifliche, lebensfeindliche Welt gespült und geschleudert, deren Atmosphäre in wenigen Minuten abtötend wirkt. Dragged across concrete.
Man könnte das als einen Kolleteralschaden bezeichnen — aber von was eigentlich? Warum waren die Fische dort in diesem durchsichtigen Turm ausgestellt worden?
An dieses Hotel habe ich ohnehin keine guten Erinnerungen. Als ich dort kurz nach Eröffnung eine Nacht verbringen musste, brachte ich den Eincheck-Vorgang so radch wie möglich hinter mich, weil ich den blau leuchtenden Zylinder bedrohlich fand. Ein Taucher schwamm dort hinter der Scheibe mit den Fischen, um etwas in Ordnung zu bringen, das ein menschliches Auge stören könnte.
Bei —8° Grad Celsius und geschlossener Schneedecke zeigt sich die Welt hier am anderen Ende des lebensfeindlichen Spektrums: jeder Grashalm ist mit Büscheln langer Eiskristalle überzogen, in denen das Licht der Sonne sich farbig bricht. Das schaut flauschig aus, dahinter lockt die weiche, glitzernde Weite. Vom Speierlingsbaum, von dessen Zweigen noch die hartgefrorenen Früchte hängen, schweben blitzende Partikel wie gläserner Staub durch die Luft. Frost wirkt aseptisch. Im Gegenlicht scheinen die Spinnennetze wie aus dicker eisiger Wolle gewebt.