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17.1.

17.1.

Die Elternlosigkeit stelle ich mir vor wie die letzte Entwicklungsstufe vor dem eigenen Tod. Wohin wendet man sich dann? wohin zieht oder drängt es einen bei Gefahr? Wahrscheinlich in das Offene, in die Natur.

Im Fernsehen war vorgestern ein Mann zu Gast, der, so wurde erzählt, einige Zeit lang in einer Streusalzkiste geschlafen hatte. In die Sendung eingeladen hatte man ihn aber, weil er sich aus dieser Existenz im Offenen befreit hatte. Im Einspielfilm wurde gezeigt, dass er mittlerweile einen Malereibetrieb hat, es kommen auch seine Kunden zu Wort, sowie sein Lehrmeister. Obwohl es also gut gelaufen ist für ihn, wirkte er auf mich verstört; gerade so, als ob die Fernsehleute den Deckel seiner Streusalzkiste angehoben hatten, um ihn zu befragen. Dazu passend schaut Isabelle Graw aus dem Fenster und sieht dort auf der stark befahrenen Straße eine Gestalt, die eine «Mega-Karre» aus zwei ineinandergeschobenen Einkaufswägen bergan zu schieben versucht. Es regnet. Das Offene ist nicht überallhin offen, aber es hat kein Dach. Die Erinnerung an das Video zu Let’s Dance war sofort da, leuchtend, als hätte man mir ein Dia eingeschoben. Dass dort eine schwere Maschine durch den Straßenverkehr geschoben wurde, hat sich mir eingeprägt.

Heute liegt Schnee. Durch das Fernrohr konnte ich beobachten, wie das Elsterpaar in der weißen Schicht umherhüpfte, um nach dem darunterliegenden Rasen zu graben. Ich füllte eine Schale mit Nüssen, Haferflocken und Apfelresten, stellte die dort unten auf. Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden sich der Schale näherten. Dann wurde sie, ein Fremdkörper im Offenen, umtanzt, aber noch immer wurde das darin angebotene Futter nicht angerührt. Eine für mich natürlich überhaupt nicht mehr nachvollziehbar lange Weile saßen daraufhin beide in einem kahlen Geäst nahe der Schale und plusterten sich auf. Bis dahin herrschte zwischen beiden jene Einigkeit, die ich von meinen Beobachtungen kannte, beziehungsweise, die sie für mich als Beobachtungsobjekte überhaupt interessant gemacht haben. Bei den Elstern gibt es keine Geschlechtsunterschiede (jedenfalls kann ich durch mein Fernrohr keine erkennen). Kaum, dass nun die eine sich eine Nuss von der Schale genommen hatte, fingen sie an, sich gegenseitig von der Futterstelle zu verjagen. Bei der, die die andere erfolgreich auf Distanz hielt, ging ich unwillkürlich davon aus, dass sie der männliche von beiden Vögeln war. Das war das Eine. Traurig machte mich, dass ich mit meiner Gabe ihre Einigkeit gespalten hatte. Mein Eingriff in das Offene hat mir die Freude an seiner Betrachtung verleidet. Den Anblick der hungernden Elstern, die Beobachtung ihres erfolglosen Pickens hätte ich besser aushalten sollen.

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