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15.4.

15.4.

Ausgerechnet am Gründonnerstag oder gerade da musste ich erfahren, dass Jonny, der sehr alte Kater, auf den ich im vergangenen Jahr ein paar Tage lang aufpassen durfte, am Beginn seines 22. Lebensjahres verstorben ist.

Gibt man in das Suchfeld von Google «Katze alter» ein, erscheint zuerst eine Meldung im Format einer Karteikarte mit der Information «Katze 12—18 Jahre». Die dazu abgebildet Katze schaut einen vor weißem Hintergrund aufgenommen oder freigestellt an wie aus einem sogenannten Passbild. Der vom getigerten Fell überzogene Kopf erscheint sogar leicht schräg gelegt; mir kommt diese Abbildung vermenschlichend vor und dadurch dann unmenschlich in ihrer spröden, faktizistischen, pietätlosen Tonalität. Was wohl erscheint, wenn man «Mensch Alter» eingibt — und schon wäre man bei den Fragen von Hautfarbe und Geschlecht.

Ich nehme an, die getigerte Katze wurde von einem Algorithmus als die auf Anhieb von allen und damit so niedrigschwellig wie eindeutig als Katze zu identifizierende Katzenabbildung festgelegt. Die Katze an sich. Der Apfel unter den Katzen.

Wie auch immer: Auch wenn ich nur wenige Stunden in seinen 22 Lebensjahren mit Jonny verbringen durfte, so hat er mir in diesen Stunden vor allem seine Individualität nahegebracht. Und zwar vor allem nicht, dass er so alt geworden war. Ich habe viele Erinnerungen an seine Laute und Bewegungen, vor allem halt auch an seine bizarre Vorliebe für Wasser frisch aus der Leitung im Gedächtnis behalten. Sie haben sich eingebrannt.

Hier lebt er fortan. Für mich.

Ohne zumindest.

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