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14.2.

14.2.

Zum Valentinstag habe ich einen silbernen Kelche bekommen. Die Gravur an seinem Pes besagt, dass er im Kurheim Schloss Schieder aufgetragen worden war.

Ein Kinderheim der Reichsbahn — das konnte Friederike nicht wissen. Beziehungsweise konnte sie von meinem Erlebnis in der Ex-Reichsbahn, jetzt «Bahn» nicht wissen, als sie mir den Kelch ersteigert hatte zu dem Zweck, ihn mir zum Valentinstag zu schenken. Wir Karl Schlögel sagte, kann man die Wahrheit nicht erfinden, nur finden. Das gilt, finde ich, nicht bloß für die Weltgeschichte; auch für die eigene.

Gestern nachmittag löffelte ich Eis mit Amarenakirschen aus dem Kelch; aus vielleicht sogar dem Kelch, aus dem der Großvater des Zugchefs in meinem ICE 932 sein Eis gelöffelt hatte. Damals, während seines Aufenthalts im Kinderheim Schloss Schieder… das ein Vorbild gewesen war für «Haus Zwölfkinder» in den Enden der Parabel (meine Spekulation). Draußen war der kleine Prinz gekommen und nahm sich, nein: er pickte sich, dazu im strahlenden Sonnenschein, die Rosinen aus seiner Schale. Er ist jetzt schon beinahe zahm.

Wir schnitten uns gegenseitig das Haar und erkannten uns kaum wieder.

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