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13.5.

13.5.

Kaum hatte ich mich darüber aufgeregt, dass es in dieser Stadt mittlerweile einfacher geworden ist, einen Impftermin zu bekommen, denn einen für die Blutspende, schnitt ich mir auch schon derart tief ins eigene Fleisch (an der Wurzel des Zeigefingers), geradezu saftig, dass ich für einige Minuten lang glaubte, diese Blutung höret nun nimmermehr auf.

Ein geringeres Problem dabei war, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt an der sogenannten frischen Luft befand, das heißt: potentiell stand ich unter Beobachtung; es könnte bloß eine Frage von Augenblicken anderer Augen sein, bis mich jemand entdecken würde – blutüberströmt. Beziehungsweise offensichtlich nichzt in der Lage, sein Blut zu halten.

Die Spatzen schrie, die Sonne schien, die Leute spielten Basketball. Es war wie bei Terry Jacks und ich hatte das Gefühl, dass sich die Menschen, die sich selbst die Pulsadern aufschneiden, ganz genau so fühlen müssen (genau weiß man es ja nicht). Wenn das Blut erst strömt, dann denkt man «Scheiße. Das hört ja überhaupt nicht auf!»

Gewiss, auch Blut ist eine nachwachsende Resource. Das macht den Reiz des Blutspendens für mich aus (der Körper macht einfach mehr davon). Aber zugleich weiß man selbst sehr gut auch um die Endlichkeit, beziehungsweise, wie lange der Körper dafür braucht, den Tank wieder aufzufüllen.

Ich hatte Fliederzweige schneiden wollen.

Leise, inwändig befahl ich meinen Zellen die Geschwindigkeit des Verklumpungsprozesses an der Schnittstelle zu beschleunigen. Wie ein Jogi «I now send my energy into my fingertips».

Entweder das, oder die Zeit heilte dann meine Wunde.

Die fatalen Unfälle passieren angeblich nicht an der Front, sondern im Haushalt.

Und eigentlich zähle ich schon die Tage, bis es mich endlich die Treppe hinunterhaut.

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