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11.2.

11.2.

Maria Sommerville ist zurück. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich einst eine Stimme vermisst haben würde, wie ich das in ihrem Fall tatsächlich habe. Aber als die mir liebste Moderatorin meiner Frühstückradiosendung habe ich wohl die essentielle Funktion unterschätzt, die eine Stimme allein durch die Verlässlichkeit ihres Erklingen besetzen kann — wie zu anderer Zeit vielleicht Kirchengeläut — und erst recht natürlich, wie sehr sie mir fehlen würde, in dem Fall, dass sie verstummt.

Dabei weiß ich doch nichts von Maria Sommerville und habe auch in der Zeit ihrer Abwesenheit gleich gar nichts unternommen, um auch nur das Geringste herauszubekommen über «den Mensch hinter der Stimme» Maria Sommervilles.

Gestern, als ich im Bett noch in den Tagebüchern von Derek Jarman blätterte und las, durchfuhr es mich quasi elektronisch-sensorisch gemischt, als dort im Eintrag vom 23. Juni 1991 von Jimmy Sommerville die Rede war: «I tell him I am to appear at the Christopher Street Parade in Berlin, on a stage with Jimmy Sommerville. ‚Oh, will you give him a message from me?‘

‚Of course.‘ I get my pen and pad.

‚Piss off Mary, I’m head fairy.’»

Der da so rüde Witze machen will, ist Neil Tennant. Und Derek Jarmans Bericht vom Christopher Street Day ’91 in Berlin klingt auch heute noch immer interessant, aber ob Maria Sommerville mit Jimmy verwandt sein könnte würde mich nur insofern interessieren, da ich seine Stimme immer schon als fürchterlich empfunden habe und ihre halt als angenehm.

Gut möglich, dass ich für das Thema Stimme noch zusätzlich sensibilisiert wurde durch Eriks Plädoyer für die Form Podcast, bei der es ja anscheinend auch weniger darauf ankommt, was die Stimme einem erzählt, dabei aber umso mehr, dass sie es regelmäßig tut, dass es innerhalb der Sendung keine irritierenden Sprünge in der Tonqualität kommt, kurz: dass man sich darin, in dieser Stimme zuhause fühlen kann.

Wie Ambient viel eher Landschaft ist als Musik, könnte der Podcast zwar als ein Hybrid aus Radio und Buch gehört werden; letztendlich wird damit aber die Seele möbliert.

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