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10.4.

10.4.

Die Aufnahmen aus Weinheim sind größtenteils ordentlich herausgekommen. Heute früh bin ich die Beute durchgegangen: Japanisches Geißblatt (Lonicera japonica) und der Wohlriechende Fieberstrauch (Lindera benzoin) gefallen mir am besten. Bis auf weiteres. Manche der Pflanzen dort im Hermannshof des Geheimrat von Babo sind schon 200 Jahre alt. Man streift dort auf den schneckenförmig angelegten Pfaden umher wie durch eine Outdoor-Bibliothek. Dass alle maskiert waren, machte das Ganze zu einer mir kosmisch anmutenden Expedition — «Springtime again» heißt es bei Sun Ra. Spring wie in Feder, mechanisch mit Schlüssel. Ode an den Walzertakt der Natur.

Kurz vor Ladenschluss noch rasch zur Pediküre (im Hinterkopf freilich mein «kurz vor Landesschluss». Dort war ich der einzige Gast. Angenehmes Plaudern und Zwitschern der unbeschäftigten Arbeiterinnen über die leeren Sessel hinweg. Dann kam der einzige Arbeiter noch vorbei, setzte sich neben die Frau, die sich mit meinem rechten Fuß beschäftigte, als ob der ein vom Moos überzogener Kiesel war. Sie unterhielten sich in Vogelstimmen — vielleicht ja über meinen Fuß? Bei diesen Sprachen hilft mir nicht einmal mehr das Deuten. Was heiter klingt, könnte genauso gut einen Klagelaut bedeuten (so wie auch nicht jedes Lächeln des Säuglings seine Freude am Gekitzeltwerden ausdrücken will).

Auf Wolken nach Haus.

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