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1.8.

1.8.

Jetzt ist die Zeit der Brombeerernte. Und endlich machen sich die Wasserschuhe bezahlt, die ich im vergangenen Jahr in Spanien bestellt hatte — damals kannt ich freilich die geheime Halbinsel noch nicht. Beziehungsweise: war sie damals selbst vor mir noch geheim.

In den spanischen Schuhen, die übrigens etwas feminisierend wirken hinsichtlich einer Verschlankung des Fußes (Th. Mann), kann ich ohne Probleme über den Schotter im Bachbett das andere Ufer erreichen (Friederike sagt «Du sprichst von den Wasserschuhen, als könntest Du in ihnen über die Wasser gehen.»), wo die Brombeeren reifen.

Der Duft ist intensiv. Wenn ich mein Empfindarium tief in den Eimer hinein konzentriere (oder aussende) nehme ich Vanille wahr, dazu eine herbe, dadurch auch irritierende Süße, die nach dem Geschmack von Kokosnüssen verlangt – Harold McGee benennt Furanon, Linanool, Ionon als dafür verantwortliche Moleküle.

Das musste ich nachschauen. Es geht nichts über eine Bibliothek.

Es gibt weltweit wohl mehr als 250 Arten von Beerensträuchern. Hierzulande kenne ich um die zehn?

Beim Waten in der plätschernden Panke, einem Bächlein im Grunde, einem Brook hege ich Dschungelgefühle. Ich bin ein Entdecker, obwohl in Sichtweite der breite, total gerade Weg entlang der Zivilisation durch den Schlosspark führt. Mit Greisen an Rollatoren, mit Gravel-Bikes und Fahrern für Gorillas. Jede Menge Kindergeschrei und -geheule.

Nur die Enten, die badenden Hunde und die Prachtlibellen auf dem Blattwerk der Brombeerranken erreichen mich hier.

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