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1.5.

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In dem Film 20.000 Days On Earth erzählt Nick Cave, dass er manchmal nach Hause kommt und er findet dann ein bestimmtes Zimmer nicht mehr, von dem er sicher ist, dass es noch existiert hat, als er das Haus verließ.

Seine Frau räumt wohl gerne um.

Wenn man sein Lebensalter in Tagen ausrechnet befindet sich 50 verblüffend nahe an 60.

Aber — hihi (oder besser hehe): Was ist schon Zeit? Bei Jürgen Osterhammel, in dessen außergewöhnlicher Erzählung des 19. Jahrhunderts ich ungewöhnlich langsam vorankomme, las ich gestern Nacht, dass es bis zum Jahr 1800 noch nirgendwo auf der Welt eine einheitliche Uhrzeit gab. Allein in den Vereinigten Staaten gab es mindestens 400 Ortszeiten — Monads Land. Vor Ort wurde damals dann jeweils nach dem Sonnenstand trianguliert und als in Europa die Greenwich Mean Time etabliert wurde, weigerten sich die Franzosen, diese Zeitrechnung anzuerkennen, da sie sich selbst als ausreichend kultiviert betrachten wollten, um sich nicht noch ausgerechnet von den Engländern ansagen zu lassen, wie man eine Uhr zu lesen hat. Weswegen dann bis zum Jahr 1910 die Enklave einer um wenige Minuten unterschiedlichen Pariser Zeit bestehen blieb, während drumherum in GMT abgelesen wurde.

Das Jahr 1800 war übrigens zugleich noch der Beginn des Fossilen Zeitalters. Das jetzt, nach etwas mehr als zwei Jahrhunderten, schon wieder als beendet gilt. Heute früh mahnte der Verband der Gärtner schon das Ende des Torfabbaus an, mit dem, laut Landwirtschaftsministerin, allerspätestens 2026 Schluss sein soll.

Torf? dachte ich und kam schon wieder ins Träumen. Was haben wir früher Torf verbraucht. Ballenweise. 50 Kilo oder Liter. In gelbe, grün bedruckte Folie eingeschweisst…

Torf, überall Torf seit heute Morgen.

Seit bald 18250 Tagen räume ich um in meinem Haus.

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