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19.4.

19.4.

Abschied vom Tel-Aviv-Platz. Ich kam dort gerade rechtzeitig an, als eine kleine Blaskapelle aus zwei Schalmeien und einer Trommlerin samt roter Fahne Einzug hielt. Die Melodie war wehmütig und schön, sie erinnerte mich an etwas aber mir wollte nicht einfallen, an was.

Dann wurde es still, die Trommlerin schwenkte die rote Fahne, während der greise Schalmeienspieler ohne Megafon an die nackte Fassade hinauf rief «Arbeiterinnen und Arbeiter!» Es war ein Fähnlein der kommunistischen Partei Frankfurts, das zum 1. Mai mobilisieren wollte.

Noch während der Rede aber auch danach, als die Kapelle weiterspielte, gingen die Passanten ohne hinzusehen an den dreien vorüber. Auf den Balkonen war niemand erschienen. In der Ferne zeigten sich die Gebäude zur Hälfte vom Dunst verschleiert. Das Wetter war abweisend, blaugrau und kühl.

In der Wohnung riecht es nach einem alten Bettgenossen. Das ist der Duft der Kartons, die etwas Muffiges mit sich hereingebracht haben, obwohl sie ganz neu sind.

Der beste Einrichtungsstil ist genau genommen gar keiner. Leer gelassen sieht jede Wohnung am besten aus.

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