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15.4.

15.4.

Der kleine Prinz ist mittlerweile so zutraulich geworden, dass ich neben seiner Schale sitzen und lesen kann. Er kommt trotzdem angeflogen, hüpft in drei flachen Bögen heran und nimmt sich eine Rosine, die er, wie mit Esstäbchen gefasst, weit vorne in der Schnabelspitze hält, bevor er, verbunden mit einem letzten Hinaufäugeln zu mir, in einem wahrlich federleichten Satz sich in die Tiefe fallen lässt.

Ich liebe an den Amseln ihre Eleganz. Es ist ja nicht nur der Prinz, der sich tadellos zu halten versteht.

Impeccable sein seidendunkles Federkleid. Tänzerisch sein Hüpfen — nie schwirrt er oder flattert gar. Es gibt ja Leute, die den Schöpfer frei nach Oma Kayan als «Großen Uhrmacher» begreifen. In dem Sinn hat er der Amseln Augenstern in goldene Ringlein gefasst.

Der Prinz hat zudem einen dunklen Fleck auf seinem transluzenten Schnabel. Wie ein Muttermal. Daran kann ich ihn erkennen. Beziehungsweise habe ich ihn anfänglich daran erkannt. Mittlerweile habe ich noch andere Unverwechselbarkeiten an ihm entdeckt: in seinen Zeiten, seinen Bewegungen, in der Art, wie er mich anschaut; in seinem Gesang.

Als ich vor fünf Jahren hinaus an den See gezogen bin, hat mich der Amselhahn, den ich im Thälmannpark kennengelernt hatte, verfolgt. Auf der Luftlinie. Er ist mir, der ich im Umzugswagen saß, hinterhergeflogen. Hat sich dort dann zur Ruhe gesetzt, bis er eines Nachts vom Stengel fiel und versank, in der weichen, feuchten Wiese am Ufer des schwarzen, kalten See‘.

Ob mir der Prinz auch bis nach Berlin folgen wird?

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