6.3.
Ausgehend von einer naheliegenden Frage, warum es manchen Menschen Freude bereitet, Dinge wegzuwerfen, landete ich bei einem sechs Jahre alten Beitrag des Deutschlandfunks, in dem der Fall einer Frau berichtet wurde, die überhaupt gar nichts mehr wegwerfen wollte. Nach wenigen Minuten der Konserve hatte ich das irritierende Gefühl, die darin erzählte Lebensgeschichte längst zu kennen.
Und tatsächlich handelte es sich bei diesem Transkript einer alten Radiosendung um die Vorlage, also gewissermaßen um das Drehbuch für eine vorgebliche Reportage im Privatfernsehen, die wir am Ende einer Reihe von Zufälligkeiten im vergangenen Sommer in Bamberg angeschaut haben, als wir dort in einem Hotelzimmer übernachten mussten, in dem die Luft aufgrund von Bauarbeiten unerträglich heiß und stickig gewesen war, derentwegen wir die halbe Nacht hindurch fiktive Reportagen angeschaut…
Und einerseits waren wir diesen eindeutig von Laiendarstellern schlecht gemimten Elends-Storys damals dankbar, weil sie uns von unserem tatsächlichen Leid zumindest soweit abzulenken schafften, dass wir irgendwann auch einschlafen konnten, andererseits dachte ich seitdem immer wieder daran, wer wohl auf die Idee gekommen sein könnte, Reportagen nachzustellen; beziehungsweise: Wer dachte sich dafür dann die Handlung aus?
Wie ich heute durch einen weiteren Zufall herausfand, wird dafür gar nichts Neues gedacht. Die Story für die fiktive Reportage ist eine verbrauchte aus der Wirklichkeit.
Ein Kreislauf der Geschichten, den ich später in einem Messie-Forum in Form einer Situationsbeschreibung wiederfand: «Ich will nicht suchen müssen, müsste daher Ordnung schaffen. Die schaffe ich nicht, weil ich zu viele Sachen habe, die in den Schränken keinen Platz mehr haben. Als Konsequenz lade ich die Sachen, die ich kaufe, vor den Möbeln ab, weil sie nicht hinein passen. Brauche ich Dinge, die vielleicht in den Möbeln wären, an die ich aber nicht mehr dran komme, weil schon zu viel davor liegt, lege ich sie eben oben drüber. Und schon wächst das Messiechaos.»