15.2.
Könnte man eine Brieffreundschaft aufbauen zu einem Hund?
Nicht wirklich, höchstwahrscheinlich. Auch wenn mir das der auf dem Dach seiner Hundehütte unermüdlich tippende Hund Snoopy suggeriert. Jedenfalls habe ich heute meinen ersten Brief an einen Hund abgeschickt. Er lebt in Brandenburg. Und das auch nicht allein (unter Hunden), sondern als Haustier. Die Anschrift seines Briefkastens ist mir somit bekannt. Ich habe den Umschlag adressiert an den Namen des Hundes, kombiniert mit dem Familiennamen der Briefkastenbesitzer. Die werden es dann wahrscheinlich auch sein, die den Briefumschlag des Hundes öffnen werden; er selbst könnte ihn aufbeissen, aber ob er von allein darauf käme — also dass er das tun sollte, bezweifle ich stark. In dem Umschlag befindet sich nebst meiner Karte, auf der ich den Hund rhetorisch grüße, zwar ein Knochen (vom Rind), der zudem noch mit getrocknetem Hühnerfleisch und Kamelschlünden ummantelt wurde (Methode Gottschall), aber diese raffinierte Köstlichkeit für den Hundegaumen habe ich ja nicht selbst angefertigt, sondern fix und fertig im Tierfuttersupermarkt von Griesheim gekauft. Von daher ist der Knochen Marke «Triple Flavour» schon ab Werk desodoriert, beziehungsweise in Hartplastik eingeschweisst worden. Tierfuttersupermärkte sind übrigens systemrelevant.
Ganz interessant übrigens in dem Gespräch zwischen Bernd Eilert und Martin Mosebach, das ich bekanntlich während meiner Bahnreise durch Sachsen aufsaugte, fand ich jene Stelle, an der Eilert richtigstellt, welche Art der Beobachtungsgabe dem Schriftsteller eignet. Es ist ja ein Allgemeinplatz und wird dementsprechend gedankenlos ausgesprochen, dass ein Schriftsteller gut beobachten können müsse. Eilert aber dekonstruiert diese Bauernregel, indem er (sich rhetorisch) fragt, was genau der Schriftsteller denn erst beobachtet hat, um anschließend darüber schreiben zu können.
Und gibt (uns) dazu auch die einzige Antwort: Sich selbst. Beim Beobachten. Und nicht etwa den Vorgang an sich.
Das dauert freilich. Dazu braucht es Distanz; zeitlich, nicht räumlich. Zeit muß darüber vergehen wie Zuckerguss.