13.10.
Montag, der Dreizehnte, lässt mich auch nicht vollends kalt. Gestern zum Frühstück bei Shakespeare And Sons: Scharfer Bagel mit Lachs zum Lavendeltee. Da wusste ich noch nicht, dass Diane Keaton gestorben war.
Die US-Amerikaner, es kauft oder kehrt dort am Sonntagmorgen kaum jemand von anderswoher stammender ein, nehmen, das fiel mir, einem dort unter ihnen sitzenden Aussenstehenden ein, auf zwiefache Weise ihr Mehr an Raum ein: physisch wie psychisch (ein Satzende, wenn auch bloß vorläufig, das von Leser:innen aus dem Rheinland selbst tonlos gelesen als herausfordernd empfunden werden dürfte). Mein Nebensitzer an der Schaufensterbar beispielsweise hatte seinen Oberkörper und daran auch vor allem die Oberarme in weissgottwielanger Kraftarbeit zu einem bein(sic)ahe alles verdrängenden Umfangreichtum trainiert. Ich wurde buchstäblich aus dem Umfeld seines bojenhaften Corpus verdrängt. Dazu kommen dann noch, ebenso bei den Frauen, die auf Tragweite getrimmten Stimmlagen. Alles an diesen Leuten, sogar ihre Emissionen, sind auf Durchsetzungsfähigkeit angelegt (köstlich in dem Zusammenhang die Szene am norwegischen Frühstücksbuffet in Succession). Nun aber las ich neulich in der Zeitung, was den Proteinkonsum angeht, nähern wir uns den Yankees an.
Draußen vor den Fenstern zogen um diese Uhrzeit vor allem junge Spanier vorüber, ungewaschen, die Hautbilder aufgewühlt, die Motorik desorientiert „Dos azúcares estaría genial“.
In den Räumlichkeiten, in denen sich heute Shakespeare and Sons befindet, war auch früher immer eine Buchhandlung, die freilich ganz anders war. Vor den Schaufenstern standen ständig Grabbelkisten, aber anderer Natur als jene vor The Strand. Es gab auch keine Getränke oder Speisen, also überhaupt gar keine. Nicht einmal Postkarten.
Die Staff Picks im Shakespeare and Sons umfassen auch The Outerworld Of The Innerworld Of The Outerworld von Peter Handke und ein Nebenwerk von Arno Schmidt. Kann gut sein, dass es die sehr schön gestalteten Umschläge dieser beiden Bände sind, die ausgerechnet sie zu Vintage Classics werden lassen in diesem Moment. Bücher sind jetzt Objekte. Nicht auch, sondern ebenso. Wie man es will.
Das wurde im Erdstall, in Wien, erkannt und mit beeindruckender Konsequenz umgesetzt. Konsequent insofern, dass dort nicht allein die Objekthaftigkeit des Buchobjekts erkannt wurde, sondern ebenso die des Lesens, die der Lesung und letztendlich sogar die des Schreibens selbst.
Dass das nicht jede:r erkennen kann, wundert mich in diesem speziellen Fall freilich überhaupt nicht.