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15.09.

15.09.

Ich saß im Fond eines Taxis, eines von Uber beauftragten Fahrers, um hier genau zu sein, und auf dem Sitz neben mir war eine in eine transparente Folie aus Kunststoff verpackte, circa dreijährige Orchidee mit dem Sicherheitsgurt fixiert.

Wann auch immer ich meine Hand auf diese Sitzfläche, auf dem die Topfpflanze aufgestellt war, ablegte, bekam der Fahrer ein akustisches Signal mitgeteilt. Wie er mir erklärte, maß der darunterliegende Gewichtssensor jeglichen Zuwachs, auch den einer einsamen Hand, um auf den Zuwachs eines Risikos im Fall eines Aufpralles hinzuweisen. Allerdings halt so sehr verbindlich, dass man sich seiner Hinweise nicht entziehen konnte.

Auf der anderen, der Türseite meines Sitzplatzes, gab es eine kleine, beinahe halbrund gebogene Ablagefläche, auf die ich, probeweise, meine Hand ablegte. Der Wagen honorierte diesen Gemütlichkeitsvorstoß meinerseits und dimmte die eh schon schummerige Kabinenbeleuchtung noch weiter ab, wie um mich auf etwas gemeinschaftliches vorzubereiten.

Das Gefährt stammte wohl auf China. Draußen fing es in dichten Schleiern zu regnen an. Der Fahrer telefonierte, nachdem ich ihm hierfür meine Erlaubnis erteilt hatte, mit seinem Bruder, far, far away in einer andern Zeitzone über dessen anstehendes Hochzeitsfest.

Ist das also die Zukunft, fragte ich mich. Die Orchidee antwortete bis auf weiteres nicht.

Und das war erst der Anfang jener Nacht, in der dann später noch Hermeto Pasqual versterben sollte.

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