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29.01.

29.01.

Auf dem Heimflug schaute ich einmal auf eine Fläche aus schneebedeckten Gipfeln, die reichte, natürlich, bis zum Horizont. Und vielleicht war das Pakistan?

Gelandet sind wir in einer stillen Welt. Mir war zuvor gar nicht aufgefallen, in welch stiller Stadt, in welch stillem Haus wir dort lebten.

Kein Hundegeheul, kein Pfauenschrei, keine aufbrausende oder dahinröhrende Mopedarmada. Noch nicht einmal die Sirene einer Ambulanz.

Beide Orchideen noch aufgeblüht, als wäre heute erst gestern. Vom Gefühl her waren wir zwei Monate weg.

Schön warm und hell draußen. An den Laternenpfählen hängt ein neuer Steckbrief. Gesucht wird Pablo. Schlank, recht groß, hellrot getigertes Fell. Beim Abendspaziergang durch das schweigende Viertel halte ich Ausschau nach Pablo. Die Schwarzweiße, die regnerische Tage liebt, weshalb wir sie Schirmle nennen, saß oben hinter der Fensterscheibe im hell erleuchteten Zimmer und zwinkerte mir von dort oben herab zu. Um die Ecke lag Lea, die flauschige Sibirierin im Nachtwind bei geöffneten Fensterflügeln. Die Küche, dahinter, im Dunklen. Und schließlich noch Paula, die eigentlich Fleckle heißt, auf ihrem Aussichtsbrett, das auf die äußerste Klippe ihres Balkons geschraubt ist. Auch sie zwinkernd. Auch sie erkannte mich wieder, beziehungsweise hatte mich nicht aus den Augen verloren.

Wer freilich fehlte, das war der Kleine mit dem dunklen, verklebten Fell, der auf dem Hof unseres Heims in Chiang Mai lebte. Dort vorzugsweise im Schatten unter einem Jeep. Ratten hatten ihm, da war er vermutlich noch sehr jung, die gesamte Schnauze weg gefressen. Er hatte Atemprobleme und wie es schien funktionierte auch sein Geruchssinn nicht gut. Außerdem war ihm sein deformierter Kiefer bei der für Katzen so wichtigen Fellpflege hinderlich. Wir nannten ihn Uwe. Und ließen ihm im Goldenen Dreieck zurück.

Vereinzelte Heuler steigen auf in die Nacht über Wedding. Das Jahr der Schlange beginnt.

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