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28.01.

28.01.

Eine zehnstündige Eisenbahnfahrt führt aus dem Norden, wo die Erdbeeren erntereif waren, zurück in die «Stadt der Devas». Der Zug selbst, wie von meinem letzten Besuch vor 15 Jahren erinnert, noch immer unverändert «ganz der Alte!»

Die schöne Gemächlichkeit der Fahrt, die schöne Ereignislosigkeit der immergrünen Landschaft vor den mit dem Hoheitszeichen der Eisenbahngesellschaft markierten Scheiben, das an die Plätze servierte, in schöner Einfachheit gehaltene Mahl, die schönen Ventilatoren, die sich dort über einem drehten: all dies verstärkt freilich nur die Wucht, mit der einen der schöne Schock der Gegenwart dann in die Augen fährt bei der Einfahrt in die nächtlich erleuchtete Stadt.

Auf dem Flug dorthin hatte ich die Neuverfilmung von Blade Runner geschaut, die der Urfassung von Ridley Scott erstaunlich wenig hinzuzufügen hatte. Kurz davor hatte ich die Biographie Phillip K. Dicks von Emmanuel Carrère gelesen, an der ich auf der faktischen Ebene vor allem verblüffend fand, dass Dick anscheinend nie in Asien gewesen war.

Die vertikal orientierte Stadt, deren Leben sich auf mehreren Ebenen übereinander organisiert hat, die Werbefilme übergroßer Gesichter, die von den Hochhausfassaden herüber grüßen, die absurde Dunkelheit in den Schluchten zwischen all dem gleißenden Licht: all das gibt es wirklich. Und den Elefanten, der, von einem barfüßigen Mönch geführt, auf der äußeren Spur der Sukhumvit Road unter dem Hochgleis des Skytrains seinen Rüssel schwenkt.

Bangkok ist real. Aber es ist nicht modern in unserem hergebrachten Sinn, der etwas immer dann erst als modern bezeichnet, wenn es für abgeschlossen gilt.

Bangkok, die Stadt mit dem altehrwürdigsten, dem poetischen, singenden, klingenden, dem allerlängsten Namen auch, auf der Welt, ist nicht abgeschlossen; ist gleichzeitig, ist vielerlei Städte, Stadtanfänge und -enden zugleich.

Das Hotel für die Nacht rühmt sich unter anderem dafür, den ersten Swimming Pool im ganzen Land ausgegraben zu haben. Damals, in den Fünfziger Jahren, als das Zentrum noch dort war (und hinter der Mauer ein Restaurant namens Rheinterrassen). Mittlerweile ist es mehrfach noch weitergezogen (das Zentrum). Die Rheinterrassen gibt es nicht mehr.

Aber den Pool. Nachts war ich schwimmen. Eine Stadt wie das Wasser selbst, das ewig zirkuliert: Was daran ist schon alt, was daran wirklich neu?

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