30.10.
Den Guten Mensch von Sezuan würde ich mit einem Barrista erzählen. Ich kenne einen, er arbeitet in einem Café n’importe quoi im Erdgeschoss eines Einkaufszentrums. Mittlerweile gehe ich dort ganz gerne hin.
Er ist ein schüchterner Barrista dazu. Die Leute treten heran, er ist immer alleine hinter dem Tresen, dessen Hälfte allein von der Maschine eingenommen wird, silbrig und breit. So breit, als müssten dort zwei Mann gleichzeitig Kaffee zapfen und Milch aufschäumen im Akkord.
Jeder bestellt seine Kaffeespezialität anders. Mittel, doppelt, auf Eis. Er kennt sie alle. Seine Kundschaft bleibt dagegen seltsam anonym. Niemand stellt sich dem Barrista mit Namen vor. Wir sind ja nicht bei Starbucks.
An der Wand hängt ein Gerät, es besteht aus einem kaffeemaschinenbreiten Kasten, schwarz, matt, in dem auf sechs Zeilen untereinander variable Buchstabenfelder angesteuert werden können.
Ich nehme an, diese Steuerung wird zentral, aus dem Hauptquartier der Kaffeehauskette vorgenommen. Der Barista hat keinen Einfluß auf das Gedicht des Tages, das auf sechs Zeilen in dem schwarzen Kasten an der Wand erscheint.
Heute war es eine Strophe aus einem Song von Yo La Tengo: We could slip away/ Wouldn’t that be better/ Me with nothing to say and you/ In your autumn sweater
Das Wort Autumn hat mich irritiert.